Die Weinregion in Argentinien und Chile (22.12.2017 - 05.01.2018)
Wenn alle Grenzübergänge so gut organisiert wären wie zwischen Chile und Argentinien, das würde das Reiseleben doch einiges vereinfachen (Details hier). Zwar lassen wir auch hier etwas Käse, gekochten Schinken und Früchte zurück, ganz so streng wie die Lebensmittelkontrollen nach Chile sind jede nach Argentinien dann aber doch nicht.
In Flores wechseln wir etwas Geld in einem Lebensmittelgeschäft und decken uns gleich mit neuen Esswaren ein. Ein Dorf später schliessen wir schon wieder zu unseren Freunden von break-a-way auf. Cel und Sergio verschwinden in der Dorfmetzgerei, während Dani seinen Reifen flicken lässt und Nadine die Fahrzeuge bewacht. In jedem argentinischen Dorf gibt es wohl mindestens 3 Metzgereien und alle bieten Rindfleisch ohne Ende. Die beiden Kauflustigen schlagen zu und verlassen den Laden nach eingehender Diskussion mit dem Metzger mit 5.5 kg Rindfleisch für den Grill. Es muss ja schliesslich für 3 Tage reichen! Dann kommt es zur schweizer Versammlung im Dorf. Auf der Gegenfahrbahn kommen nämlich Caro und Andres mit ihrem Landy angebraust. Andres hatten wir in Ecuador schon getroffen. Da die beiden gerade aus der Region kommen, wo wir hin wollen, gibt es natürlich einiges an Infos auszutauschen.
Wir finden einen Übernachtungsplatz inmitten toller Felsformationen. Es ist heiss. Wir messen 36 Grad. Trotzdem geniessen wir den gemeinsamen Abend mit DOG-Spielen (die Männer gewinnen endlich wieder einmal) und gemütlichem Essen. In Barreal decken wir uns noch mit den restlichen Vorräten für die Weihnachtstage ein und brausen davon. Unser Ziel ist der Parque Nacional El Leoncito. Da verbringen wir zu viert die Weihnachtstage.
Es ist ein kleiner Nationalpark. Er bietet aber einen gratis Campingplatz mit heissen Duschen, modernen WC-Anlagen und viele Feuerstellen mit Tischen unter Bäumen. Das WIFI funktioniert nie, dafür liegt Feuerholz schon bereit, das Dani täglich noch zu spalten braucht. Ausser uns ist nur ein argentinisches Paar in einem Zelt da. Wir machen uns breit und richten die Fahrzeuge so aus, dass wir zwecks Nachschub nahe an der Feuerstelle stehen. Ausser uns der Kulinarik zu widmen, tun wir die kommenden drei Tage eigentlich nichts. Nach einem ausgiebigen Frühstück wird in den Hängematten gefaulenzt und schon bald folgt das erste Apéro. Die Herren machen Feuer und bedienen den Grill, während die Frauen sich dem Kuchen- und Brotbacken widmen. Ein Strauch darf als Weihnachtsbaum herhalten und wird von Nadine und Celine mit viel Liebe dekoriert. Wir üben uns ein erstes Mal in der argentinischen Grillkunst. Das ganze Stück Rindsschulterbraten brutzelt ganz langsam über der kleinen Glut und gelingt auf den Punkt perfekt. Das zubereitete Grillgemüse, die selbst gemachte Kräuterbutter und der passende Wein runden das Weihnachtsmal ab. Es sind perfekte Tage mit ganz lieben Menschen und wir geniessen es in vollen Zügen. Danke euch Cel und Dani für die tolle Gesellschaft!
In Uspallata finden wir endlich ein vernünftig funktionierendes WIFI und holen auch mit unseren Liebsten zu Hause noch etwas Weihnachten nach. Wir fahren weiter und geniessen die Ausblicke auf die verschneiten Anden und die grüne Landschaft um uns herum. Nach einer stürmischen Nacht mit Gewittern und starkem Wind führt uns unser Weg über Schotterstrassen durch einen Naturpark. Wir sehen seit längerem wieder einmal Vicuñas. Von der Passhöhe eröffnet sich uns ein weiter Blick über die Ebene von Argentinien. Wir stechen hinunter nach Mendoza, ins Herz des Weinanbaugebiets von Argentinien.
Als erstes besuchen wir gleich das Weingut Ojo de Vino vom schweizer Musiker Dieter Meier. Wir lassen uns mit dem Degustationsmenu und den dazu passenden Weinen verwöhnen. Cel und Dani schauen kurz auf ein Glas Wein vorbei und verabschieden sich dann in Richtung Chile. Sie wollen neue Reifen kaufen und wir bleiben noch etwas in der Region von Mendoza. Die Stadt selbst ist extrem grün. Praktisch alle Strassen sind von Bäumen gesäumt. Unser Reiseführer sagt, dass auf jeden Mendociner mindestens ein Baum kommt. Wir fahren mit dem Bus in die Stadt und flanieren etwas im Zentrum. Wir nutzen die Bäume in der Fussgängerzone vor allem zum Schutz vor der Sonne, die hier gnadenlos vom Himmel brennt. Die Stadt selbst hat ausser kulinarischen Leckerbissen und Wein jedoch nicht viel zu bieten. Wir drehen auch eine Runde im Weingebiet und statten dem Valle de Uco einen Besuch ab. Die Weingüter sind prunkvoll und modern. Gerne hätten wir auch eines dieser schönen Anwesen besucht und etwas Wein gekostet. Nur ist dies offenbar nur mit Voranmeldung oder auf einer organisierten Tour möglich. Vielleicht liegt es auch daran dass es nicht Wochenende ist, jedenfalls stehen wir überall vor verschlossenen Toren. Als Entschädigung gönnen wir uns bei Grido eine Glacé, fein! Als Basis nutzen wir den Campingplatz in Mendoza. Wir planen unsere weitere Reise und spannen nach den kulinarisch anstrengenden letzten Tage noch etwas aus.
Über die Piste RP89 verlassen wir das Weingebiet in Richtung Chile. Wir steigen immer höher im Tal und die Umgebung ändert sich. Hier sind es nicht mehr die Reben- und Obstplantagen, die das Bild prägen, sondern Rinder- und Pferdeherden. Wir finden einen Übernachtungsplatz auf einem Hügel mit bestem Ausblick auf die Täler rundherum. Am nächsten Tag, bei der Tankstelle in Uspallata, ist eine Brasilianerin so begeistert von unserem Auto, dass sie sich gleich zu Nadine ins Fahrzeug setzt und alles Mögliche wissen will.
Wir fahren hoch in Richtung Paso los Libertadores und besichtigen als erstes den Puente del Inca. Dies ist eine warme Quelle, wessen mineralhaltiges Wasser eine Brücke und einen farbigen Felsen gebildet hat. Im Parque Nacional Aconcagua unternehmen wir eine kurze Wanderung. Das Wetter ist bombastisch heute. Wir blicken hinauf zum höchsten Berg Amerikas, dem Cerro Aconcagua (6'961m). Es ist der Start der Sommerferien hier in Südamerika und es hat viele Besucher im Park. Über den Pass wollen wir noch nicht. Wir übernachten noch einmal auf der argentinischen Seite und hoffen so, am frühen Morgen dem grossen Stau zu entkommen. Zu Weihnachten/Neujahr und an den Ferienwochenenden soll es hier regelmässig Staus mit 4-6 Stunden Wartezeiten am Zoll geben. Eigentlich gibt es einen Tunnel durch den Berg. Wir wählen aber die alte Passstrasse und hoffen auf eine tolle Aussicht. Schon vom Fusse des Passes sehen wir den Nebel von der chilenischen Seite über den Pass drücken. Trotzdem fahren wir die Serpentinen auf der Schotterstrasse hoch. Oben sehen wir dann kaum die Hand vor Augen. Wir steigen nicht einmal aus, sondern fahren die schlechte und steile Strasse über viele Spitzkehren zur Zollabfertigung runter. Wir spekulieren richtig und haben freie Fahrt. Die Abfertigung geht schnell, auch die Lebensmittelinspektoren lassen uns diesmal mit einem blauen Auge davon kommen. Wir liefern eine Zitrone ab und sie blicken nicht einmal in den Kühlschrank. Auf die Frage, ob wir noch weitere Lebensmittel mitführen antwortet Sergio: "Nein, wir haben sonst keine Früchte und Gemüse dabei". Das wars (Details wie immer hier).
An einigen Skigebieten vorbei fahren wir auf direktem Weg an die Küste. Wir wollen die Stadt Valparaiso besuchen und quartieren uns darum in Limache auf dem gut ausgebauten Campingplatz ein. Es ist Silvester-Abend. Wir haben wieder tüchtig eingekauft und geniessen den letzten Abend im Jahr 2017 zu zweit. Wir grillieren, trinken eine gute Flasche Wein und lassen uns wie letztes Jahr schon weit vor Mitternacht ins Bett fallen. Den Jahreswechsel bekommen wir nur wegen den ausgiebigen aber kurz gehaltenen Feuerwerken rundherum mit.
Limache ist die Endstation der Metrolinie von Valparaiso. In einer einstündigen Fahrt bringt uns die Bahn am Morgen des Neujahrstages hinein in die Hafenstadt. Vermutlich haben wir uns für den Besuch der Stadt nicht ganz das richtige Datum ausgesucht, vielleicht zeigt uns der Ort aber auch ihr wahres Gesicht... Valparaiso ersäuft im Schmutz und überall liegen Alkoholleichen und Penner rum. Die Reste der Silvesterparty sind unübersehbar. Hier war letzte Nacht wohl die Hölle los. Die vielen Putzequipen tun zwar ihr Möglichstes, kommen aber trotzdem nicht vom Fleck. Wir spulen das Pflichtprogramm für den Stadtbesuch im Schnelldurchlauf ab. Die Fahrt in einem der uralten Lifte hoch zum Cerro Artillería macht Spass. Wir hätten gerne noch den einen oder anderen Lift genommen. Wir lernen aber, dass Reisebücher auch unzuverlässig sind. Zwei von drei angepeilten, als so zuverlässig und wartungsfrei gepriesenen Lifte, sind wegen Wartungsarbeiten für längere Zeit geschlossen. So erkunden wir die Stadt weiter zu Fuss, weichen dem Müll aus und staunen über die kunstvoll gestalteten Wandmalereien. Die Murales sind fest in der Kultur der Stadt verankert. Ursprünglich wurden sie als Protest gegen die Machenschaften Pinochets gesprayt. Aber auch heute werden sie gut erhalten und erneuert. Endlich finden wir sogar ein offenes Restaurant, wo wir mit einem guten Mittagessen unseren Hunger stillen können.
Eigentlich haben wir genug von Grossstädten. Santiago liegt aber genau auf unserem Weg und wir müssen bei Rhino dringend zwei Stossdämpfer ersetzen. Wir fahren über die Ringautobahn um die Metropole mit 7 Millionen Einwohnern zu der angepeilten Garage von Monster 4x4. Die Typen dort sind echt cool. Kaum sind wir da, werden die zwei Stossdämpfer demontiert und ein passender Ersatz gefunden. Wir vertreiben die Zeit im nahen Shoppingcenter und sind wie abgemacht, zwei Stunden später zurück. Alles ist fertig montiert, wir zahlen und können gleich noch etwas erledigen. Bei Land Rover suchen wir das Original-Ersatzteil für die in La Paz geflickte Aufhängung vom Getriebe. Tatsächlich haben sie es vorrätig aber nur im Zentrallager. Ein Mitarbeiter fährt uns voraus und in rasantem Tempo umfahren wir einen weiteren Teil der Hauptstadt über die Autobahn. Wir fahren auf ein riesiges Logistik Areal beim internationalen Flughafen. Die Security Leute sind alle nett und der alte Herr an der Pforte hat die helle Freude an uns und unserem Spanisch. Kaum sind wir da, halten wir das Ersatzteil auch schon in den Händen und sind auch schon wieder auf der Autobahn nach Süden. So rasch kann es auch in Südamerika gehen, Danke Chile! Der hart verdiente Risotto mit den aus Argentinien geschmuggelten getrockneten Tomaten schmeckt heute Abend besonders gut und der Rotwein sowieso.
Strassentechnisch ist die Ruta 5, von den Einheimischen einfach "La Cinco" genannt, das Rückgrat Chiles. Sie verbindet den Norden mit dem Süden und ist die einzige durchgehende Strasse. Das mühsame daran ist, dass wir oft für Abstecher praktisch die gleiche Route hin- und zurückfahren müssen. Oft führt kein Weg an ihr vorbei und so nehmen wir auch heute "La Cinco" nach Süden. Links blicken wir auf die verschneiten Andengipfel und rechts könnten wir jederzeit in Kürze ans Meer gelangen. Wir fahren durch fruchtbares Agrarland. Hier kommen also all die chilenischen Früchte her! Nach der argentinischen wollen wir nun auch etwas chilenische Weinkultur entdecken. Auf dem Weingut Viu Manent geniessen wir das Essen mit einem edlen Tropfen im Garten des tollen Restaurants und geniessen den Blick auf die Reben. Im Shop füllen wir unseren Weinvorrat auf und dürfen auf dem Personalparkplatz sogar gratis mit Rhino übernachten. Sowas hatten wir in Argentinien leider vergeblich gesucht.
In der Reserva Nacional Siete Tazas erreichen wir Nadelwald und machen kurz Halt beim Wasserfall Salto de la Novia. Der Himmel ist trüb und so verziehen wir uns auf den Campingplatz im Valle de Cata. Die Campingplätze sind besonders in der Hochsaison sehr teuer in Chile. Oft haben wir aber keine andere Wahl. Sergio sucht Holz für das Feuer und wir kochen mal wieder auf offener Flamme. Es macht Spass, auch wenn uns am späteren Abend der erste Regen seit langer Zeit heimsucht. Die Siete Tazas ist eine Schlucht, in welcher das Wasser sieben grosse Becken ausgespühlt hat, die mit kleinen Wasserfällen verbunden sind. Auf einer Wanderung erkunden wir die Schlucht und verlassen dann den Park durch Wälder und über Schotterstrassen wieder in Richtung "La Cinco".
Unsere letzte Station im Weingebiet ist die Viña Chillán. Der Schweizer Ruedi hat hier ein kleines, aber feines Weingut aufgebaut. Wir essen frische hausgemachte Pasta im Restaurant, das von einem jungen italienischen Paar geführt wird und nehmen dann an der Weintour vom Chef teil. Der Carmenère schmeckt und wir füllen unseren Weinvorrat weiter auf. Auch hier dürfen wir auf einer Wiese einfach gratis campen und so geniessen wir den Abend zwischen den Reben.
In den letzten Wochen standen für uns die kulinarischen Köstlichkeiten etwas im Vordergrund. Wir hatten nach den bereisten Ländern im letzten Jahr auch einiges nachzuholen ;-) Weiter südwärts wird nun wohl das Naturerlebnis wieder etwas mehr in den Vordergrund rücken. Mehr dazu dann im nächsten Bericht.
publiziert am 12.01.2018