Der unüberwindbare Darién Gap mit seinen 110 km fehlender Strasse zwischen Panama und Kolumbien beschäftigt alle Panamericana-Reisenden früher oder später. Die Fährverbinung zwischen Colón und Cartagena wurde vor ein paar Jahren leider eingestellt. Ob sie je wieder aufgenommen wird, steht in den Sternen. Für die Verschiffung gibt es unzählige andere Varianten. Angefangen von den Abgangs- und Zielhäfen über die Art und Weise der Verschiffung. Wir haben uns für die Variante im Container von Colón nach Cartagena entschieden. Eine RoRo-Verschiffung kommt für uns hier aus Sicherheitsgründen nicht in Frage. Sie wäre zwar günstiger, die Wahrscheinlichkeit das Auto mit ganzem Inhalt zurückzuerhalten ist aber in dieser Region mässig. Um die Kosten in Grenzen zu halten, teilen wir uns einen 40 ft High-Cube Container mit einem anderen Fahrzeug. Unser Rhino und Tico von Break-a-way werden also die Seereise gemeinsam in Angriff nehmen. Cel und Dani haben sich der Organisation mit den Agenten angenommen und wir durften im Vorfeld nur zurücklehnen und ab und zu Fragen stellen.
Auswahl Agent/Rederei
Da kurz vor uns schon verschiedene Reisende, die wir kennen, verschifft haben, können wir auf deren aktuellen Erfahrungen zurückgreifen. Ohne verschiedene Angebote einzuholen, war relativ schnell klar, dass für uns nur ein Agent in Frage kommt:
Boris G. Jaramillo
Ever Logistics, Inc.
e-mail: sales3@everlogistics.net
e-mail: boris_jaramillo@hotmail.com
Phone: (507) 431-0390 / 431-0391 / 431-0392 / 431-0393 / 431-0394
Fax : (507) 431-0395
Cel.: (507) 6213-3485
Skype: borisj23
Aus folgenden Gründen haben wir uns für diesen Agenten entschieden:
1. Wir können das Fahrzeug ausserhalb des Hafens selber in den Container fahren. Der Container wird in unserer Anwesenheit versiegelt und im Zielhafen erst wieder in unserer Anwesenheit geöffnet. Bei anderen Agenten gibt man in Cartagena auch bei Container Verschiffung das Fahrzeug und den Schlüssel ab und man weiss nicht, was passiert.
2. Die Kosten sind von Anfang an transparent und scheinen uns aufgrund der Recherchen ok zu sein. (siehe Kostenaufstellung am Schluss)
3. Die Erfahrungen anderer Reisenden waren durchwegs positiv
Buchung (Anfang Juli 2017)
Die Buchung wird wie erwähnt von unseren Verschiffungspartnern Break-a-Way vorgenommen. Der Kontakt mit dem Agenten erfolgt via E-Mail und ist sehr unkompliziert. Auf Fragen erhalten wir umgehend Antwort. Die definitive Buchung muss bis spätestens 7 Tage vor der Verschiffung erfolgen. Die Verschiffungskosten (siehe Kostenaufstellung am Schluss) bezahlen wir bei der Verschiffung in bar. Es bestünde auch die Möglichkeit einer internationalen Banküberweisung, hier werden aber beim Absender und Empfänger Gebühren erhoben. In Panama ist es kein Problem an Geldautomaten an US$ zu kommen.
Nach der Buchung erhalten wir vom Agenten alle nötigen Inforamtionen für die Polizeiinspektion in Panama City.
Kontrolle des Fahrzeugs bei der Dirección de Investigation Judical DIJ (Polizei) in Panama City (Montag, 10. Juli 2017)
1. Wir stehen um 07:00 Uhr bei der Fahrzeuginspektion auf dem heruntergekommenen Parkplatz bereit (Koordinaten: N8° 57.985' W79° 32.686'). Im Gebäude daneben melden wir uns an. Anhand des Passes und des Fahrzeugausweises werden Informationen in ein Buch eingetragen und wir erhalten eine Nummer zugewiesen. Draussen auf dem Parkplatz warten wir mit offener Motorhaube. Um 08:00 Uhr beginnt die Inspektion. Kurz nach 09:00 Uhr sind wir an der Reihe. Der Beamte will von uns eine Kopie des TIP, Pass des Fahrzeughalters, Fahrzeugausweis und Versicherung. Er prüft die VIN-Nummer vom Motor mit den Papieren und macht mit Kohlepapier und Klebeband einen Abdruck davon.
2. Am Nachmittag um 14:00 Uhr steht auf der anderen Strassenseite bei der Secretaria General der zweite Termin an (Koordinaten: N8° 57.940' W79° 32.725'). Hier erhalten wir die Bestätigung der Inspektion. Wir laufen an der Warteschlange entlang ins Gebäude und melden uns beim Empfang mit unserem Anliegen an. Nach kurzer Zeit erscheint eine Dame und will von uns wieder einen Satz Kopien von TIP, Pass des Fahrzeughalters, Fahrzeugausweis und Versicherung. Ebenfalls müssen wir ein Formular ausfüllen. Mit dem ganzen Papier verschwindet sie und erscheint nach etwa 10 Minuten wieder mit der ausgestellten Bestätigung. Wir kontrollieren den Inhalt und bestätigen den Erhalt des Dokumentes. Das erhaltene Dokument bestätigt, dass das Fahrzeug weder gestohlen, noch in einen Unfall verwickelt war und ist 8 Tage gültig. Damit kann das Fahrzeug durch den Zoll und verschifft werden. Wie gefordert, senden wir eine Kopie des Formulars unserem Agenten.
Verschiffung in Colón (Dienstag, 11. Juli 2017)
1. Wir treffen unseren Agenten und fahren zum Verladeplatz. Die beiden Fahrzeuge werden in den Container gefahren. Wir müssen die Batterien selber abhängen und verzurren die Fahrzeuge. Unbedingt kontrollieren, dass die Fahrzeuge an den richtigen Punkten angebunden werden! Die Fahrzeuge werden am Boden mit Holzblöcken gesichert. Das Material wird vom Agenten zur Verfügung gestellt. In unserer Anwesenheit wird der Container geschlossen und versiegelt. Vom Siegel machen wir natürlich ein Foto.
2. Der Agent fährt uns zum Zoll (Koordinate: N9° 20.833' W79° 52.843'). Mit je 5 Kopien von TIP, Pass des Fahrzeughalters, Fahrzeugausweis, Versicherung und Polizeibestätigung erledigt der Agent den Papierkram. Wir müssen nur kontrollieren, dass auf dem provisorischen Bill of Landing alle Angaben korrekt sind und Unterschriften leisten. Hier erhalten wir einen Satz Papiere mit dem annullierten TIP und dem provisorischen Bill of Lading. Hier wird auch das Fahrzeug aus dem Pass des Fahrzeughalters ausgetragen, damit wir das Land auch ohne Fahrzeug verlassen können.
3. Wir bezahlen dem Agenten seinen Aufwand und die Frachtkosten in bar und erhalten dafür eine Quittung. Er bringt uns noch zum Busbahnhof.
Bei uns war die Abfolge anders als normal, weil das mit dem Treffpunkt nicht so geklappt hat wie geplant. Eigentlich müsste man zuerst zum Zoll und dann erst zum Verlad. Offensichtlich spielt das aber keine Rolle, weil wir ausserhalb des Hafens verladen haben.
Einen Tag später erhalten wir vom Agenten eine E-Mail mit der Tracking-Info für den Container und das Schiff, sowie allen Informationen für die Fahrzeugabholung in Cartagena und welchen Ansprechpartner wir kontaktieren können.
Fahrzeugabholung in Cartagena (Dienstag/MIttwoch, 18./19.Juli 2017)
Von der Rederei (Evergreen) und dem Partner vor Ort in Cartagena (Global Shipping) erhalten wir die Meldung per E-Mail, dass der Container abgeladen ist und der Prozess zur Fahrzeugauslösung gestartet werden kann. Eigentlich könnten wir schon einen Tag früher starten, sehen uns aber erst mal Cartagena an und starten am Dienstag Morgen.
Allgemeine Info: Das Hafengelände darf nur von den Fahrzeughaltern betreten werden. Sergio und Dani übernehmen das darum und lassen Nadine und Cel in der Stadt zurück. Das macht mehr Spass. Alle Beträge müssen in bar und in Kolumbianischen Pesos bezahlt werden. Im Hafen müssen lange Hosen und geschlossene Schuhe getragen werden. Es ist sehr heiss und der Tag ist lang: Darum Zwischenverpflegung und genügend Wasser mitnehmen. Wir können alle Stationen zu Fuss erreichen und brauchen während dem Tag kein Taxi.
1. (08:00h) Mit dem Taxi erreichen wir die Sociedad Portuaria (Koordinaten: N10° 24.386' W75° 31.709'). Mit dem Reisepass und der Information, dass wir Fahrzeuge abholen, erhalten wir einen Badge. Wir gehen durch das Drehkreuz, dann rechts ins Gebäude und wieder rechts ins Büro des "Servicio al Cliente". Ein Mitarbeiter nimmt sich uns an. Immer wenn wir wieder hierher zurückkommen, haben wir den gleichen Ansprechpartner. Wir zeigen ihm unsere Pässe und das provisorische Bill of Lading, das wir in Panama vom Agenten erhalten hatten. Er führt uns in das Hafengelände zum Büro von Global Shipping. Dafür muss beim Control de Accesso vor dem Hafeneingang noch der Badge für das Hafengelände freigegeben werden.
2. (08:30h) Bei Global Shipping (Koordinaten: N10° 24.349' W75° 31.854') am Empfang verlangen wir unseren Ansprechpartner (David Goméz). David erklärt uns nun den ganzen Ablauf anhand einer Anleitung und eines Situationsplans. Dann händigt er uns je eine Kopie der provisorischen Bill of Lading und 2 Rechnungen mit Zahlscheinen für die Frachtkosten auf Seiten Panama aus.
3. (08:45h) Beim Banco de Occidente (Koordinaten: N10° 24.624' W75° 31.985') zahlen wir das Geld für die 2 Rechnungen von Global Shipping ein und erhalten dafür die Quittungen.
4. (09:00h) Dann gehen wir zum Zoll, der in Panama DIAN heisst (Koordinaten: N10° 24.546' W75° 32.093' Eingang Zollgelände / N10° 24.547' W75° 32.008' Gebäude). Wir gehen ins Gebäude und gleich rechts ins Grossraumbüro hinein. Gleich wieder rechts sitzen die "Inspector para importación temporal". Wir erkundigen uns wie vom Hafenmitarbeiter empfohlen nach Adriana. Diese finden wir gleich und dürfen uns an ihren Bürotisch setzen. Wir müssen je 2 mal das gleiche Formular ausfüllen sowie Kopien des Reisepass, Einreisestempel und Fahrzeugausweis abgeben. Adriana hilft uns beim Ausfüllen des Formulars. Dieses dient der Zollanmeldung sowie später als TIP (Temporäre Importbewilligung).
5. (10:00h) Bei Global Shipping geben wir David die Quittungen für die Rechnungen und erhalten je eine Autorisierung für den Containerauslad.
6. (10:15h) Beim Servicio al Cliente benötigen wir wieder den Reisepass, eine Kopie der Bill of Lading, die Authorisierung für den Containerablad sowie eine Kopie der aktuellen internationalen Unfall- und Krankenversicherung. Wichtig: auf der Police muss die Dauer und die Deckungssumme sowie der Versicherungsnehmer ersichtlich sein! Wir haben mit einer Police auf deutsch keine Probleme. Ohne diesen Nachweis darf der Hafenbereich für den Containerauslad nicht betreten und somit das Fahrzeug nicht abgeholt werden. Wir füllen Papiere aus und erhalten vom Mitarbeiter eine Rechnung für den Containerauslad, Standgebühren und Administration.
7. (10:30h) Bei der Bank im Vorraum des Servicio al Cliente zahlen wir den Betrag für die Rechnung ein und erhalten den Betrag quittiert.
8. (10:45h) Der Mitarbeiter im Servicio al Cliente vereinbart mit Adriana vom Zoll und einem Hafenmitarbeiter einen Termin für den Auslad des Containers. Um 14:00 Uhr soll es soweit sein und eigentlich sollte alles heute noch erledigt werden. Oft erhält man diesen Termin erst für den nächsten Tag.
9. (11:15h) Um die Zeit zu nutzen, gehen wir zur nahen Versicherungsagentur SOAT (Koordinaten:N10° 24.592' W75° 31.935'). Wir schliessen eine Versicherung für 2 Monate ab. Die Preise für die Versicherung richten sich nach Hubraum des Motors und anderen Faktoren. Für unser Fahrzeug zahlen wir 99'100 Pesos für 2 Monate (ca. 33 CHF).
10. (14:00h) Wir melden uns beim Servicio al Cliente und werden vertröstet. Es gebe Verzögerungen beim Auslad. Um 15:00 Uhr bekommt Dani einen Helm und Leuchtweste und wir gehen in den Hafen. Es reicht offenbar, wenn eine Person die Sicherheitsvorschriften erfüllt, viva Colombia!
11. (15:15h) Wir sind beim versiegelten Container und Adriana vom Zoll trifft ein. Eigentlich müsste sie unsere Papiere (TIP) dabei haben. Sie informiert uns aber, dass es Verzögerungen mit einer Unterschrift gebe und wir die Papiere später bei ihr im Büro abholen sollen. Der Container wird geöffnet und die Hafenmitarbeiter lösen alle Befestigungen. Wir schliessen die Batterien an und fahren aus dem Container hinaus. Von hier werden wir zu einem Parkplatz eskortiert, wo die Fahrzeuge bis zur definitiven Auslösung stehen bleiben. Adriana vom Zoll und ein Hafenmitarbeiter führen nun die Inspektion durch. Diese beschränkt sich einmal mehr auf den Vergleich der VIN-Nummer im Motorraum mit den Papieren.
12. (15:45h) Bei Global Shipping informieren wir David über den Auslad der Fahrzeuge und erhalten nun das Original Bill of Lading.
13. (16:00h) Dieser Schritt ist eigentlich nicht nötig. Wir müssen aber nochmal zum Zoll DIAN zurück, weil eben diese Unterschrift fehlt. Eigentlich würde man die Temporäre Einfuhrbestätigung direkt nach der Inspektion erhalten. Wir sind ziemlich aufsässig und warten und warten. Um 17:15 Uhr halten wir endlich das Papier in der Hand und ziehen sofort Leine.
14. (17:30h) Beim Eingang zum Servicio al Cliente funktioniert einmal mehr unser Badge nicht. Der Empfang ist nicht mehr besetzt. So müssen wir nochmal zum Control de Accesso um den Badge freizuschalten. Wir betreten das Büro des Servicio al Cliente und unser Ansprechpartner ist weg: Feierabend, obwohl er bis 18:00 Uhr auf uns warten wollte. Ein anderer Mitarbeiter informiert uns dann, dass wir spätestens um 17:00 Uhr hätten hier sein müssen, weil der ganze restliche Prozess mindestens eine Stunde daure und der Hafen um 18:00 Uhr schliesse. Mit einigem Frust ziehen wir dann ab.
15. (08:00h) Unser Ansprechpartner beim Servicio al Cliente ist wieder da. Wir zeigen ihm die geforderten definitive Bill of Lading und temporäre Einfuhrbewilligung. Davon erstellt er Kopien für sich. Wir füllen wieder Papiere aus und erhalten die letzte Rechnung für die Hafengebühren. Diese bezahlen wir wieder bei der Bank im Vorraum. Als endlich die Autorisierung für die Hafenausfahrt eintrifft, begleitet er uns ins Hafengelände.
16. (09:10h) Unsere Fahrausweise werden registriert und wir dürfen ohne Badge zu unseren Fahrzeugen. Ein weiteres Mal prüft ein Hafenmitarbeiter die VIN-Nummern im Motorraum und eskortiert uns zum Ausgang. Nach der ersten Schleuse erreichen wir eine Barriere, wo wir die Türen des Fahrzeugs für eine weitere Inspektion öffnen müssen. Der Hafenmitarbeiter wirft einen Blick ins Fahrzeug, die Schranke geht hoch und wir sind endlich draussen!
Tip: Wenn man den Prozess am Morgen um 8 Uhr am Hafen startet, ist es grundsätzlich möglich, alles in einem Tag durchzuarbeiten. Es muss dabei aber alles rund laufen. Nach unseren Erfahrungen empfehlen wir 2 Tage einzuplanen, da viele Stellen involviert sind und Hafen sowie Zoll eigentlich von 2 Tagen ausgehen.
Alle angetroffenen Mitarbeiter waren sehr hilfsbereit und nett. Die meisten sprechen nur Spanisch und nur wenige einige Brocken Englisch. Für die fehlende Effizienz und die vielen unnötigen Wartezeiten können die einzelnen Mitarbeiter ja nichts. Hat unsere Fahrzeugabholung in Baltimore noch 2 Stunden gedauert, so haben wir hier 12 Stunden im Hafengelände verbracht.