Uruguay (07.07. - 23.07.2018)
Nach einer regenreichen Nacht reisen wir nach Uruguay ein (Details hier). Der Grenzort Chuy ist Zollfreizone. Im Norden befindet sich der brasilianische Grenzposten und im Süden, ebenfalls ausserhalb des Ortes, befindet sich der uruguayische Zoll. Dazwischen herrscht emsiges Treiben und Schnäppchen-Jagd. Auf der einen Seite der Hauptstrasse zahlt man in brasilianischen Reais und auf der anderen Seite in uruguyischen Pesos. Sogar der hohe Preisunterschied an den Tankstellen ist auf einige Meter Abstand ersichtlich. Wir fragen uns, wer hier wohl an den sehr teuren Tankstellen Uruguays überhaupt tankt? Kostet doch der Diesel in Uruguay etwa 50% mehr als auf der gegenüberliegenden Strassenseite... Wir wechseln unsere letzten Reais in Pesos und kaufen etwas Lebensmittel im Supermarkt ein. Dann heisst es nichts wie raus aus diesem Ort. Wie so oft in Grenzdörfern auf dieser Reise fühlen wir uns auch hier nicht wirklich wohl. Sogar der Geldautomat lässt uns im Stich. Der REDBROU-Automat der Banca de la Nación will uns kein Geld geben. Erst später stellen wir fest, dass ausländische Debitkarten eigentlich nur von den grünen BANRED-Automaten akzeptiert werden. Dort kann man sogar US-Dollar oder Pesos beziehen, wenn der Automat nicht gerade leer ist, oder wegen Wartungsarbeiten nicht funktioniert... Geld beziehen ist in Uruguay ausserhalb der Reisesaison ein Glücksspiel!
Es regnet immer noch, als wir den Küstenort Punta del Diablo ansteuern. Im einzigen offenen Restaurant essen wir recht guten Fisch und beraten, was wir tun wollen. Der Wetterbericht zeigt eine starke Regenfront, welche ganz Uruguay für die nächsten 2 Tage in Schach hält. Entscheid: Wir verkriechen uns! Mitten in den Sanddünen am Strand finden wir ein gemütliches Hotel. Der Entscheid erweist sich als goldrichtig. Neben dem immer stärker werdenden Regen kommt auch starker Sturm auf. So würde campen nun wirklich keine Freude bereiten. Wir erfreuen uns am geheizten Zimmer mit Aussicht auf die Wellen und dem ausgiebigen Frühstück. Nur auf Internet müssen wir verzichten, da der Sturm offenbar die Internetversorgung im halben Ort lahmgelegt hat. Ausserhalb der Hauptsaison kümmert das hier aber niemanden. Als Zeitvertreib drehen wir mit Rhino eine Runde durch den Nationalpark Santa Teresa. Wir steigen aber nur für eine Stipvisite beim botanischen Garten aus. Vom Whalewatching Aussichtspunkt sehen wir doch knapp bis zur dritten Welle raus und drehen gleich wieder um.
Am dritten Tag beruhigt sich die ganze Sache wieder und der Regen macht der Sonne Platz. Wir fahren durch das leicht coupierte Uruguay an tausenden von Rindern vorbei. Eine gute Piste bringt uns ins Landesinnere in den Parque Nacional Quebrada de los Cuervos. Der Guardaparque erklärt uns die Wandermöglichkeiten und öffnet uns die Schranke zum Campingplatz. Wir sind alleine, bis am Abend eine nette Familie mit ihrem kleinen Bus auftaucht. Am nächsten Morgen weckt uns die Sonne aus dem Schlaf. Wir warten aber ab, bis die Sonne nicht nur Licht sondern auch etwas Wärme schickt, und kriechen erst dann unter der Bettdecke hervor. Nach einem tollen Frühstück wandern wir hintunter in den Canyon. Wir staunen über die vielen Palmen in der Schlucht und keuchen den steilen Wanderweg auf der anderen Seite wieder hoch. Bei super Wetter verbringen wir einen gemütlichen Nachtmittag auf dem tollen Platz. Für die zweite Nacht müssen wir nicht einmal mehr bezahlen.
Sergio hat eine Abkürzung zu unserem nächsten Ziel entdeckt. Leider werden wir von einem Fluss abrupt gestoppt. Das Wasser ist so hoch, dass die Bäume links und rechts im Wasser stehen. Sergio möchte die Durchfahrt trotzdem versuchen und prüft die Wassertiefe. Nach einem Drittel der Durchquerung steht er aber schon bis zur Hüfte im Wasser. Die starke Strömung kommt erst noch und es wird noch tiefer. Tja, so wird aus der vermeintlichen Abkürzung halt ein Umweg von 40 Kilometern, unser Ziel erreichen wir aber doch noch. Die Grutas de Salamanca sind nicht wirklich einen Abstecher wert. Die Aussicht vom Hügel über das flache Uruguay ist zwar toll, viel mehr gibt es hier aber nicht zu sehen. Dafür bietet der Campingplatz super warme Duschen und einen tollen Stellplatz. Das beste ist: alles ist gratis! An der ganzen Anlage wird gearbeitet um für die nächste Saison alles auf Vordermann zu bringen. Der nette Besitzer schaut ab und zu vorbei und erkundigt sich, ob es uns gut geht. Wir haben viel Zeit und so bleiben wir auch hier zwei Nächte und geniessen das tolle Wetter. Wir müssen im Moment langsam reisen, denn Montevideo ist nicht mehr weit und der Verschiffungstermin ist erst in zwei Wochen... Endlich können wir wieder einmal unter freiem Himmel ausgiebig Kochen. Heute gibts sogar eine selber gemachte Schoggi-Crème zum Dessert. Kaum ist die Sonne am Abend weg, verkriechen wir uns in Rhino und lassen die Standheizung ihren Dienst tun. Wir wussten, dass es in Uruguay im Winter nicht wirklich warm sein wird. Dass wir aber die Heizung jeden Abend brauchen, erstaunt uns doch sehr.
Wir sind wieder auf dem Weg an die Küste und erhalten endlich definitiv Bescheid betreffend der Rückverschiffung von Rhino ab Montevideo nach Europa. Der Verladetermin ist jetzt 2 Tage früher als geplant. Traurig sind wir nicht darüber, denn wahnsinnig viel gibt es in Uruguay nicht zu sehen und für einen Strandurlaub sind wir wie gesagt zur falschen Zeit hier.
In La Paloma besuchen wir den Leuchtturm und übernachten auf einem riesigen, aber menschenleeren Campingplatz. Im Sommer wird hier wohl die Hölle los sein. Jetzt müssen wir aber froh sein, dass wir überhaupt einen offenen Platz antreffen, der uns aufnimmt. In Punta del Este besuchen wir ebenfalls den Leuchtturm und die berühmte Hand, die am Strand aus dem Sand ragt. Sie wurde vom gleichen Künstler geschaffen, wie die Hand, die wir vor acht Monaten in der Atacama-Wüste in Chile besucht haben. Punta del Este ist eine riesige Ferienstadt für reiche Argentinier und solche die es gerne wären. Neben teuren Hotels, riesigen Appartment-Häusern und teueren Villen an der Küste findet man in der Stadt wohl alles was das Herz begehrt. Nach einem Geldautomaten, der auch Geld ausspuckt und einer offenen Wäscherei suchen wir aber vergebens. Es ist halt Nebensaison... Dafür finden wir endlich ein Shopping-Center mit einem vernünftigen Kleiderangebot und können sogar einen neuen Koffer kaufen. Langsam aber sicher müssen wir nämlich ans Packen denken.
Wir steuern das Paraiso Suizo an. Das Reich von Silvia und Heinz ist bei Overlandern eine Institution. Ihr Paradies am Meer liegt in guter Distanz zu Montevideo und bietet einen tollen Stellplatz mit allem nötigen Komfort. So dient der Ort bei vielen als Start- oder End-Punkt einer Südamerika Reise, um ihr Fahrzeug startklar zu machen oder auf die Verschiffung vorzubereiten. Es ist hier auch möglich, das Fahrzeug während einem Heimaturlaub länger abzustellen. Wir lernen Silvia und Erich kennen, die sich gerade auf ihre nächste Reiseetappe vorbereiten. Natürlich treffen wir auch Myrta und Ueli. Mit den Beiden waren wir während der ganzen Reise immer wieder im Kontakt. Unser Rhino und ihre Tortuga sind vor über zwei Jahren mit dem gleichen Schiff von Europa über den Atlantik nach Nordamerika gereist. Getroffen haben wir uns nur einmal kurz an der Grenze zwischen Mexiko und Belize. Nun reisen unsere Fahrzeuge im gleichen Container zurück. So kommt es, dass wir die letzten Tage vor der Rückverschiffung gemeinsam verbringen. Das tolle Wetter hält an und wir geniessen ein paar Tage im Paraiso Suizo mit kurzen Strandspaziergängen und viel Gesprächen. Nach so langer Reise gibt es ja auch viel zu erzählen. Jeden Abend gibt es Apéro im alten Restaurant von Silvia und Heinz und einmal werden wir sogar mit einem leckeren Käsefondue verwöhnt!
Nach einer Woche Sonnenschein schlägt das Wetter wieder um. Wir haben uns darum entschieden, gemeinsam mit Myrta und Ueli über AirBnB ein Haus in der Nähe von Montevideo zu mieten. Die Autos und vor allem das ganze Campingmaterial sind jetzt schön trocken, was für die Verschiffung nur von Vorteil ist. Nach einigen Absagen finden wir dann doch noch kurzfristig ein Haus. Wir können unsere Fahrzeuge direkt auf dem Grundstück abstellen, haben eine Waschmaschine und es ist sehr gemütlich. So verbringen wir die Tage mit Waschen, putzen und anderen Vorbereitungsarbeiten für die Verschiffung. Jeden Abend kochen wir ein ausgiebiges Nachtessen und geniessen es mit gutem Rotwein. Die riesige Grillstelle wird natürlich auch genutzt. Die Portionen sind etwas gross bemessen, aber es macht Spass und bis zum nächsten Abend ist dann trotzdem alles gegessen. Dazwischen nehmen wir einen Termin beim Verschiffungsagenten in Montevideo wahr. Er braucht Vollmachten für den Zoll und andere Vorbereitungen, die wir in seinem Büro unterschreiben dürfen.
Am Tag der Verschiffung lacht endlich wieder die Sonne vom Himmel. Die Autos sind bereit und wir machen uns auf in Richtung Hafen. Rhino scheint aber irgendwie nicht nach Hause zu wollen. Plötzlich gibt er komische Geräusche von sich und die Motorwarnlampe leuchtet auf. Böse Erinnerungen werden wach. Nein! Bitte nicht so kurz vor dem Hafen! Wir stoppen am Strassenrand und Sergio prüft alle möglichen Schläuche unter der Motorhaube. Wir finden nichts, was nicht dicht ist. Per Whatsapp schreiben wir Anna 4x4manufaktur in der Schweiz an und erhalten auch sofort Antwort. Auch sie meint, es müsste irgendwo zwischen Turbo, Ladeluftkühler und Motor nicht dicht sein. Noch einmal prüft Sergio alles, findet aber nichts. Wir entscheiden trotzdem weiterzufahren. In gemächlichem Tempo sollte es eigentlich gehen. Dies bestätigt uns auch Anna so. Wir kümmern uns dann in der Schweiz um das Problem. Wir checken in unser Hotel ein, und fahren mit Rhino die letzten Kilometer zum Hafen. Die Verschiffung (alle Details hier) verläuft rasch und problemlos. Viel zu schnell müssen wir uns von unserem guten Reisegefährten Rhino verabschieden. Nach 94'246 gemeinsamen Kilometern durch Nord- und Südamerika ist das ein echt seltsames Gefühl. Wir freuen uns schon darauf, ihn dann in Basel wieder aus dem Hafen befreien zu dürfen! Mit Myrta und Ueli begiessen wir die gelungene Verschiffung in einem gemütlichen Lokal im alten Montevideo und verabschieden uns dann von den beiden. Sie wollen schon morgen rüber nach Buenos Airen und dann schon rasch wieder in die Schweiz zurückkehren, während wir uns noch etwas Zeit für die beiden Hauptstädte und den Abschied aus Südamerika nehmen wollen. Mehr dazu dann im nächsten Bericht.
publiziert am 28.07.2018