Grand Teton und Yellowstone Nationalpark (18.07. - 01.08.2016)
Aus den Black Hills verabschieden wir uns mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Zum einen hat es uns hier sehr gut gefallen, zum anderen warten aber 2 grosse Highlights unserer Reise auf uns. Bevor es aber in den Grand Teton und den Yellowstone Nationalpark geht, müssen wir die Ebenen des Bundesstaats Wyoming durchqueren. Unterwegs besuchen wir das Devils Rock National Monument. Dieser riesige Lavafels steht eindrücklich und alleine in der weiten Landschaft. Schon von weitem sieht man den "Stein des Teufels". Wir fahren hoch zum Parkplatz, laufen einmal drumrum und ziehen schon wieder weiter in Richtung Westen. Wyoming gilt als der Staat mit der kleinsten Bevölkerungsdichte in den USA und so sehen wir vor allem Grasland, Minen bei welchen im Tagbau verschiedenste Mineralien abgebaut werden und Ölbohrplattformen über den ganzen Bundesstaat verstreut.
Schon die Anfahrt von Osten her zum Grand Teton Nationalpark ist spektakulär. Von weitem sieht man die Rocky Mountains aus der Ebene ragen. Etwa 100 km vor dem Park beginnt dann die Fahrt durch Täler, Canyons und über Pässe hinein. Die Dürre hier im Osten der Rockies ist enorm. Eine Auswirkung davon sind Waldbrände. Einen recht grossen dieser Waldbrände bekommen wir hautnah mit. Wir fahren hinein in die Rauchwand und halten uns schön brav an die Vorgaben der Feuerwehr: "Geschwindigkeit reduzieren aber nie anhalten!". Es brennt links und rechts der Strasse und überall steigt gelber Rauch auf. Der Wind ist stürmisch und die Feuerwehr versucht den Brand so zu lenken, dass er nicht auf bewohnte Gebiete übergreift. Löschen geht nicht, dafür ist die Fläche zu gross. Wir kommen aber problemlos durch und finden vor dem Eingang zum Teton Nationalpark einen tollen Übernachtungsplatz mit Blick auf den Snake River und die beeindruckende Kulisse der Tetons im Hintergrund. Am Abend können wir sogar einen Bald-Eagle (Weisskopfseeadler) beobachten, wie er am Fluss nach Fischen Ausschau hält.
Im Signal Mountain Campground richten wir uns dann für 3 Nächte ein. Zum Glück sind wir schon um 08.00 Uhr morgens da, wir ergattern uns einen der letzten freien Plätze. Willkommen Hochsaison! Das Bergmassiv mit dem Grand Teton mit seinen über 4'000 m.ü.M ragt hinter den Seen wie eine gigantische Wand aus der Ebene. Wir wandern am Fusse der Tetons durch einen Canyon, beobachten Bisonherden und Hirsche in der Dämmerung oder verbringen einfach etwas Zeit am Seeufer und geniessen die Natur. Eine offroad-Piste entlang des Snake Rivers eignet sich besonders gut zur Tierbeobachtung. Aber auch wir werden beobachtet. So verlässt am Abend als wir zurückkehren gerade ein Schwarzbär unseren Stellplatz und watschelt ganz gemütlich in den Wald. Wir sehen aus 20 Metern Distanz nur noch sein Hinterteil verschwinden. Unsere Nachbarn, in heller Aufruhr, haben schon den Ranger gerufen, der dann auch angebraust kommt und mit ein paar Gummischrot-Schüssen den Bär noch weiter vertreibt.
Der grösste Anziehungspunkt im Park ist der Jenny Lake. Da hier gerade viel an der Infrastruktur gebaut wird, ist das Chaos wohl noch grösser, als sonst im Hochsommer. Wir lernen aber den Massen auszuweichen, indem wir frühmorgens oder am späten Nachmittag unterwegs sind.
Um 04:30 Uhr früh stehen wir auf, packen unsere letzten 7 Sachen und brausen los in Richtung Norden. Endlich erreichen wir eines unserer ganz grossen Reiseziele auf unserer Reisewunschliste: den Yellowstone Nationalpark. Wir sind so früh unterwegs, dass niemand am Gate steht und unseren Nationalpark-Pass sehen will. Wir reisen also quasi "gratis" ein. Es ist kalt. Das Aussenthermometer zeigt 1 Grad Celsius an. Wie schon seit über 2 Wochen begleitet uns stahlblauer Himmel. Die Stimmung im Yellowstone am Morgen früh bei diesen kühlen Temperaturen hat uns vom ersten Moment an im Griff. Es qualmt, es zischt, es grollt, es spritzt und dampft überall aus dem Boden, aus den Wäldern, Bächen und Seen. Das sind sie also: Hot Springs, Geysire, Dampflöcher und heisse Schlammbecken. Über 18'000 dieser thermischen Objekte gibt es hier. Der Yellowstone liegt auf einer riesigen unterirdischen Magmakammer und hat die höchste Dichte an thermischen Objekten weltweit. Schon in den ersten Momenten bei der Fahrt in den Park kommen wir aus dem Staunen nicht heraus.
Um 07.00 Uhr erreichen wir den Norris Campground und sind Nummer 18 in der Warteschlange. Zum Glück reisen heute aber viele Besucher ab und wir erhalten einen Stellplatz auf diesem einfachen aber sehr zentral gelegenen Campingplatz. Es gefällt uns so gut, dass wir schon bald die Buchung von 3 auf 7 Nächte erhöhen.
Wir sind natürlich nicht die einzigen, welche sich vom Naturspektakel Yellowstone anziehen lassen. Wir hatten ja bisher immer wieder von Besuchermassen in den Parks in den USA geschrieben. Was wir aber hier erleben, toppt noch einmal alles. Wenn man einen Stellplatz auf einem first-come-first-serve Campground will (und davon gibt es viele!), muss man spätestens um 7 Uhr morgens in der Schlange stehen. Sonst gibts meistens nichts. Von 10:00 Uhr bis 18:00 Uhr wartet man bei den Parkplätzen der wichtigsten Sehenswürdigkeiten sicher 20 Minuten auf einen freien Parkplatz. Bei den Visitor Centers hat es Lodges, Einkaufsläden, Tankstellen, Restaurants und unendlich viele Souvenir-Shops (in welchen auch tüchtig eingekauft wird). Die Infrastruktur vermag dem Besucherandrang aber kaum gerecht zu werden. Das erste Mal auf unserer Reise begegnen wir hier auch wieder vermehrt Schweizern und anderen Europäern. Besonders beliebt scheint der Park bei asiatischen Reisegruppen zu sein. Wenn diese dem Selfie-Wahn verfallen, suchen wir das Weite, oder eben die einsamen Plätze. Auch diese gibt es im Park! Kaum bewegt man sich weg von den geteerten oder hölzernen Laufwegen findet man die einsamen Plätze.
Den wohl schönsten Ausbruch eines Geysirs sehen wir zusammen mit ein paar wenigen anderen Wanderern beim Lone Star Geysir. Wir durften 2 Stunden warten (er bricht ca. alle 3 Stunden aus) und die tolle Stimmung an der heissen Quelle geniessen. Unter die Füsse nehmen wir auch einige andere Wanderungen. Zu den Beaver Ponds und zum Lost Lake geht es durch Wälder und über brach liegende Weiden. Bei der Wanderung zum Clear Lake sehen wir einige Hot Springs, Dampflöcher und blubbernde Schlammlöcher, welche wohl den allermeisten Besuchern verborgen bleiben.
Die Hauptattraktionen besuchen wir jeweils am Morgen früh oder gegen Abend. Die Farben der Hot-Springs in der Morgen- oder Abendsonne sind phantastisch und fesseln uns immer wieder von neuem. Gespannt warten wir vor den Geysiren auf den Ausbruch und haben manchmal auch Glück und können die explodierenden Wasserfontainen bestaunen. Am einfachsten ist das natürlich beim Old Faithful Geysir, welcher zuverlässig ungefähr alle 90 Minuten ausbricht und von einer riesigen Zuschauerterrasse gemeinsam mit tausenden anderen Besuchern bestaunt werden kann. Tipp: Geht hinauf über den kurzen steilen Weg zum Aussichtspunkt über den Geyser-Hill. Der Ausbruch des Old Faithful ist von dort aus viel eindrücklicher, weil man die Dimensionen besser sieht. Ausserdem nehmen neben uns nur wenige den kurzen Aufstieg unter die Füsse.
Am meisten beeindruckt sind wir vom Grand Prismatic Spring. Wie viele Bilder haben wir davon in den letzten Jahren wohl schon gesehen? In Wirklichkeit sind die Farben dieser riesigen heissen Quelle aber noch viel schöner. Wir finden ein super Plätzchen, von welchem aus wir das Naturschauspiel lange und in aller Ruhe beobachten können. Natürlich besuchen wir auch das nahe Norris Basin, die Fountain Paint Pots, West Thumb und Mud Vulcano. Im Yellowstone hat es aber nicht nur thermische Objekte. Besonders gefällt uns der Grand Canyon of Yellowstone. Die Farben der Lavagesteine, welche aus dem Canyon ragen sind einmalig. Auch findet man hier den Upper und den Lower Fall. Der Lower Fall beeindruckt mit seiner Grösse und den Wassermassen die in den Canyon hineinstürzen.
Nadine beklagt sich nach einigen Tagen, dass Sie im Yellowstone noch keinen Bison gesehen hat. Also, auf gehts ins Lamar Valley zur Tierbeobachtung. Wir können uns kaum satt sehen an den grossen Bison Herden. Einen Tag später im Hayden Valley stehen wir gar 1 Stunde im Stau, weil sich ein paar Bisons nicht für links oder rechts entscheiden können und einfach mal die Strasse blockieren. Auch das ist Yellowstone!
Sergio feiert im Yellowstone seinen Geburtstag. Was für ein Geschenk! Am Morgen besuchen wir die Mammoth Springs, machen eine Wanderung und kehren schon bald zu unserem Stellplatz zurück. Zum Nachtessen gibt es Rindsfilet vom Grillrost, Risotto aus dem Dutchoven und eine gute Flasche Rotwein. Wir lassen es uns gut gehen!
Im Yellowstone wütete im 1988 ein riesiger Waldbrand, welcher einen grossen Teil des Waldbestandes wegbrannte. Es ist schön zu sehen, wie sich die Natur selber wieder zurück kämpft. Heute steht überall ein beachtlicher Jungwald, der in einigen Jahren die Naturkatastrophe wohl endgültig vergessen macht.
Unser Fazit vom Besuch im Yellowstone: Es war noch schöner, als wir erwartet hatten. Hier erlebt man Zerstörung und Entstehung der Natur in einem. Es ist einfach nur eindrücklich! Mit den Besuchermassen kann man umgehen, wenn man sich darauf einstellt und sich vorher informiert. Der Entscheid auf einen Campground im Park zu gehen und dort zu bleiben war richtig. Die Fahrtwege in den Park und wieder hinaus sind doch beachtlich.
Wir verlassen den Park wieder in Richtung Süden. In Jackson wartet auf der Post ein Paket auf uns. Die Ersatzteile für unsere Foxwing sind eingetroffen! Vielen, vielen Dank an Martina von Overlandtechnics für den super Service!
Als toller Abschluss dieser 2 Reisewochen feiern wir den 1. August im Caribou-Targhee National Forest auf einem abgelegenen und einsamen Stellplatz im Wald. Die Schweizerfahne ist aufgehängt, die Feuerstelle ist bald in Betrieb, die Kartoffeln kochen im Topf am selbst gebastelten Dreibein über dem Feuer und das Racletteöfeli mit den Rechaud-Kerzen tut seinen Dienst. Zum Ausklang des Tages legen wir noch einmal Holz nach und geniessen unser eigenes 1. August-Feuer.
publiziert am 04.08.2016