Oregon (14.08. - 30.08.2016)
Seit langem fahren wir einmal wieder in eine Stadt. Nicht, dass wir es vermisst hätten, aber was wir über Portland gelesen haben, hat unsere Neugier geweckt. Rhino lassen wir im Süden der Stadt auf einem P+R Parkplatz stehen und nehmen das Tram in die Stadt. Ja, auch ein gut ausgebautes ÖV-Netz hat Portland zu bieten. Das ist auch praktischer, als im Zentrum einer Grossstadt nach überteuerten Parkplätzen zu suchen.
Es ist Sonntag und überall ist etwas los in der Stadt: der Markt mit Imbisständen da, ein Inder-Fest hier, das Gourmetfestival dort und irgend ein Firmenanlass auf dem Schiff auf dem Columbia River. Wir geniessen den Tag, schlendern durch Portland und lassen es uns gut gehen. Besonders stolz ist man hier auf die vielen verschiedenen lokal gerösteten Kaffeesorten und die vielen Brauereien.
Dem Columbia-River entlang mit einem Abstecher nach Washington fahren wir in Richtung Pazifik Küste. Um definitiv nach Oregon zu kommen überqueren wir die 6.6 km lange Astoria-Meglen-Bridge über den Columbia River, ein eindrückliches Bauwerk! Dann, endlich haben wir unsere Ost-West Durchquerung der USA nach 105 Reisetagen vollendet. Ein weiteres Etappenziel ist erreicht!
Der Pazifik begrüsst uns mit dickem Nebel, Nieselregen und kühlen Temperaturen. Das gehört hier wohl oder übel zur Tagesordnung. Kaum sind wir 10-20 km von der Küste weg im Landesinnern, steigen die Temperaturen rapide an und das Wetter ist wunderschön. Reisen wir an der Küste, ist es kühl und am Morgen liegt Nebel über die Küste, der manchmal auch im Tagesverlauf nicht ganz verschwindet. Die Stimmung, die der Nebel über die Strände und Klippen zaubert ist mystisch und manchmal auch melancholisch zu gleich.
Cannon Beach, Cape Meares, Cape Lookout, Cape Kiwada heissen unsere ersten Stationen. Wir spazieren den unendlich langen Stränden mit den tollen Felsformationen entlang, schauen über die Klippen hinweg oder beobachten die Vögel auf Krabbenjagd am Strand. In der Depoe Bay erblicken wir sogar Wale vom Strand aus. Immer wieder sehen wir, wie sie auftauchen und beim ausatmen Wasserfontainen in die Luft spritzen.
Rhino ist schon lange ungeduldig. Er weiss, dass es in Oregon Sanddünen gibt, in welchen auch mit Offroadfahrzeugen gefahren werden darf. In der Sand Lake Recreation Area ist es dann ein erstes mal soweit. Das Offroad-Permit kaufen wir beim Gemüsehändler nahe dem Highway 101 und die vorgeschriebene Flagge gibts bei der Tankstelle und die Ecke zu kaufen. Dann geht es los in den Sand hinein. Wir fahren dem langen Strand entlang und quer durch die Dünen. Der Übernachtungsplatz mitten in den Dünen ist zwar toll, aber leider nicht so ruhig. Bis Mitternach fahren die Jungen mit ihren Quads und Buggys durch die Dünen und haben Spass.
Ins Landesinnere wollen wir eigentlich über den Highway 20. Der ist aber wegen eines Waldbrandes gesperrt und wir müssen auf den Highway 128 ausweichen. Was für ein Glück! Ohne die Strassensperre hätten wir den Belknap Krater nicht entdeckt. Völlig unerwartet stehen wir nach einer längeren Passfahrt durch dichten Wald plötzlich in riesigen erkalteten Lavafeldern. Sie sind "nur" 2500 - 3000 Jahre alt und darum noch praktisch nicht überwachsen. Sie türmen sich rund um uns und wir sind beeindruckt!
In Sisters sehen wir im Vorbeifahren eine tolle Kulisse einer Western Stadt. Auf Plakaten wird eine Wild West Show angepriesen, welche an diesem Wochenende immer wieder läuft. Das dürfen wir uns nicht entgehen lassen und machen Halt. Es kommen immer mehr Besucher heran und auch wir warten gespannt auf die Vorführung. Angesagt werden professionelle Schauspieler, welche verschiedene Stücke einstudiert haben. Es wird vor Lärm gewarnt, weil bei der Aufführung echte Waffen mit Platzpatronen zum Einsatz kommen. Auf uns wartet also eine Episode wie in den Wild West Klassikern. Dei Spannung steigt und endlich geht es los. Ein junger Cowboy tritt auf die Strasse und erzählt kurz die Geschichte von einem Schafzüchter-Konflikt im Dorf und dass sich die Parteien nächstens auf der Strasse begegnen werden. Alle Schauspieler treten hervor, die Schiesserei beginnt und nach 2 Minuten liegen praktisch alle tot auf der Strasse. Die Show ist vorbei. Ein unvergessliches Erlebnis ;-)
Die Painted Hills liegen abgelegen und die Anreise zieht sich etwas in die Länge. Es ist aber jeden Kilometer wert. Die Farben, welche diese Hügel in der Abendsonne in die Landschaft zaubern sind fabelhaft! Wir können uns fast nicht lösen und würden am liebsten dableiben.
Bend liegt im Herzen Oregons und gefällt uns extrem gut. Die Kleinstadt hat viele tolle Quartiere und bietet mit ihrer Lage am Deschutes River auch viele grüne Pärke. Viele Kleinbrauereien und viele Restaurants bieten eine tolle gastronomische Vielfalt. In Bend treffen wir ein erstes Mal nicht an jeder Kreuzung auf die in den USA so weit verbreiteten Ampeln, nein, die Stadt hat über 100 Kreisel zu bieten! Da würde jeder schweizer Gemeindepräsident eifersüchtig werden...
Die Region rund um Bend ist ein echtes Outdoor Paradies im Sommer und auch im Winter. Mitten in einer Vulkan-Region gelegen hat sie auch geologisch einiges zu bieten. Vor allem davon lassen wir uns beeindrucken. Im riesigen Newberry Crater fahren wir auf den Lava Butte und auf den Paulina Peak, wandern am Paulina Lake und zum Obisidian Flow. Ein Grossteil des Gesteins am Obsidian Flow besteht aus gehärtetem schwarzem Glas. Sich selbst in schwarzem Glas in einem erkalteten Lavafluss zu spiegeln hinterlässt definitiv eine bleibende Erinnerung!
Die Tage sind sommerlich warm und die Nächte kühl. Am Tag baden wir im Elk Lake und zum ersten Mal haben wir Minustemperaturen in der Nacht. Der gefundene Frost auf den Campingstühlen lässt Sergio etwas ungläubig zum Thermometer greifen. Es sind tatsächlich -2 Grad Celsius. Die Wanderung zum Green Lake ist eine kleine Krönung einer tollen Woche in und rund um Bend. In der Stadt füllen wir noch einmal unsere Vorräte auf und treffen per Zufall Rohan ein ausgewanderter Australier, der ein richtiger Land Rover Fan ist. Natürlich hatte er Rhino schon von weitem gesichtet und ist uns wohl gefolgt... Er erzählt uns von einem anstehenden British Car Treffen in Portland das in 2 Wochen stattfindet. Wir sollen da unbedingt hinkommen. Toll wäre es, aber wir wollen südwärts und müssen ihm leider absagen.
Der Crater Lake Nationalpark ist unsere letze Station auf unserer Vulkan-Tour in den USA. Der riesige Krater mit über 40 km Durchmesser ist sehr gut erhalten und die Kraterwände sind stabil geblieben. Dadurch hat sich ein riesiger See im Innern des Kraters gebildet, der nur durch Schmelz- und Regenwasser gefüllt wird. Die blaue Farbe des Wassers ist so intensiv, dass es schon fast kitschig ist.
Zurück an der Küste geht es ein zweites Mal in den Sand. Die Oregon Dunes sind das grösste zusammenhängende Dünen Gebiet in den USA und darf teilweise auch mit Offroad Fahrzeugen befahren werden. Wir montieren wieder unsere Flagge, lassen die Luft aus den Pneus und geniessen die Fahrt dem Strand entlang und durch die Dünen. Der Übernachtungsplatz ist diesmal ruhig. Es empfiehlt sich, hier nicht am Wochenende hinzukommen, da es dann von Quads, Motorrädern und Buggys nur so wimmelt in den Dünen.
Die Küste Oregons gefällt uns auch im Süden. Weil praktisch die ganze Küste Oregons öffentliches Land ist (was in den USA selten vorkommt), ist sie frei zugänglich und kann von allen genutzt werden. Die Strände sind gesäumt von Gesteinsformationen und auch hier entdecken wir wieder Wale vom Land aus.
Oregon hat uns sehr gut gefallen. Wir würden hier sofort einige Wochen Urlaub verbringen. Die Gegensätze auf kleinem Raum mit dem trockenen und heissen Hinterland, Vulkanlandschaft zum Anfassen und Erleben, die karge Küste mit ihren unendlich langen Stränden, die urbanen Städte mit toller Gastronomie haben sich definitiv in unserem Herzen festgesetzt.
Unsere Reise führt uns nun weiter nach Süden. Die Tage sind merklich kürzer geworden und für uns ein Zeichen, dass sich unsere Zeit in den USA langsam dem Ende zuneigt. Für die letzten 2 Monate haben wir uns Kalifornien, Nevada, Utha und Arizona aufgehoben. Wir freuen uns auf viel rote Steine, Wüste, San Francisco, Las Vegas und viele weitere tolle Begegnungen mit den Menschen hier.
publiziert am 05.09.2016