Nordkalifornien (31.08. - 12.09.2016)
Haushaltstag! Tja, auch auf Reisen muss ab und zu mal geräumt, geputzt, gewaschen und wieder alles fein säuberlich eingeräumt werden. Dafür nehmen wir uns einen Extra-Tag Zeit. Wir sind nun also mit einem innen und aussen gesäuberten Rhino bereit für die Reise durch den Norden Kaliforniens.
Sie sind alt, dick, knorrig und einfach riesig. Wir staunen über die alten Bäume im Redwood Nationalpark. Die grössten Exemplare sind über 90 m hoch, haben einen Umfang von 20 m und sind über 1'500 Jahre alt. Besonders gefällt uns der kurze Spaziergang und die unbefestigte Strasse durch den Wald beim Stout Grove. Oft bleiben wir stehen, halten inne und es scheint fast, als würden uns diese Giganten eine Geschichte erzählen. Wir lehnen uns an die Bäume und hören einfach etwas zu.
Die Hauptattraktion im Park, der "Big Tree", lohnt sich nicht als Besuch. Es steht da ein dicker Baum mit einer Bühne und einem Platz vornedran, der grosse Parkplatz ist nahe und es ist alles für den Massenansturm hergerichtet. Lustiger ist da der Drive Trough Tree südlich von Eureka. Der hat nichts mit dem Nationalpark zu tun, ist aber auch ein Redwood und man kann mit dem Auto unten durch fahren. Rhino war leider etwas zu hoch für diesen Spass...
Wir folgen zuerst dem Highway 101 und dann dem California Highway 1 immer schön der Küsten entlang in Richtung Süden. Die langen Sandstrände von Oregon sind verschwunden und haben einer kargen Küstenlinie mit vielen Klippen und kleinen Buchten Platz gemacht. Die Strasse ist eng und extrem kurvenreich. Wir sind uns von unseren Reisen auf Inseln ja viel gewohnt, aber so viele Kilometer mit so vielen Kurven, das ist auch für uns neu. Die Küste Nordkaliforniens ist die Heimat von vielen Hippies. Das Rad der Zeit hat sich gedreht, sie und ihre Siedlungen sind aber geblieben. Oft fühlt man sich fast etwas zurückversetzt in die FlowerPower Zeit. Besonders gut gefällt uns die Ortschaft Mendocino.
Bei Navarro Beach übernachten wir in einer Bucht am Strand. Es naht das Laborday-Weekend und wo man hinschaut sind Camper unterwegs. Auch die Navarro Beach ist gut besucht. Es ist windig und kühl. Wir geniessen den tollen Sonnenuntergang im Pazifik und lernen auch hier verschiedenste Leute kennen. Ein Mann erzählt uns, dass Anfang der 70er Jahre diese kleine Bucht Heimat von über 100 Hippies gewesen sei. Sie lebten in ihren Bussen und unter freiem Himmel am Strand, hatten kleine Kinder und genossen das Leben. Die hygienischen Bedingungen waren mit der Zeit aber nicht mehr zumutbar und so habe die Gemeinde jeder Person, welche den Strand verlässt 2'500 Dollar angeboten. Die Leute hätten das Angebot angenommen und wären weitergezogen. Die Gemeinde habe mit den Einnahmen den Stand gesäubert, Picknicktische und Feuerstellen eingerichtet (diese stehen heute noch da) und einen Platz für alle geschaffen. Er käme jetzt seit 35 Jahren jedes Jahr wieder hierher und geniesse diesen tollen Ort. Er war wohl eines der Kinder, die hier geboren wurden...
In der Bucht bei Jenner gebären im Frühsommer Seehunde ihre Kleinen und bringen ihnen die ersten Dinge für das Leben im weiten Meer bei. Wir sehen noch einige Familien in der Bucht liegen, fahren aber rasch weiter, weil der Sand uns bei diesem starken Wind fast die Kleider abschabt. Hier verlassen wir die Küsten für einen Abstecher durch das Sonoma Valley. Das Weinanbaugebiet gefällt uns. Dei Weingüter sind aber wegen des Laborday Weekends völlig überlaufen und Sonoma selbst platzt aus allen Nähten. Eigentlich wollten wir hier übernachten, ziehen aber mangels vernünftigem Übernachtungsplatz weiter.
Zurück an der Küste folgen wir wieder dem California Highway 1 mit seinen vielen Kurven nach Süden und erreichen die Bucht von San Francisco. Das Picknick mit Ausblick auf die Stadt und die Golden Gate Bridge gefällt uns. Beim eigentlichen Aussichtspunkt vor der Golden Gate Bridge stehen wir wegen den vielen Besuchern im Stau, finden aber trotzdem eine Parklücke und können den Ausblick geniessen. In die Stadt hinein geht es standesgemäss über die grosse rote Brücke. Eigentlich müsste man hier eine Maut bezahlen. Die Fotos von ausländischen Nummernschilder werden aber nicht verarbeitet und so kommen wir gratis in die Stadt.
Wir verbringen 3 Nächte in einem einfachen Motel im Marina District. Sergio war vor 5 Jahren schon einmal für einen Monat in San Francisco für einen Sprachaufenthalt. Er zeigt Nadine "sein" San Francisco kompakt und im Schnelldurchlauf. Wir nutzen die gut ausgebauten öffentlichen Verkehrsmittel kreuz und quer durch die Stadt und auch eine Fahrt mit der Cable-Car gehört natürlich dazu. Zwischen dem Besuch der Sehenswürdigkeiten geniessen wir den Seafood im Fisherman`s Wharf, einen Apéro im Stadtteil Castro oder ein hausgemachtes Glacé im Upper Sunset District. Anstelle eines Besuchs von Alcatraz entscheiden wir uns für einen Ausflug mit dem Schiff durch die Bucht nach Sausalito. Eigentlich wollen wir zu den Hausbootsiedlungen, aber da versagt dann Sergio als Fremdenführer etwas. Wir spazieren lange, sehen aber eigenlicht nichts und fahren dann mit dem Schiff wieder zurück. Das Nachtessen im Little Italy ist dann aber toll!
Quer durch die Sierra Nevada, über hohe Pässe erreichen wir den Lake Tahoe. Der Lake Tahoe ist der 2. tiefste See der USA. Das Wasser ist tiefblau und überall hat es Feriensiedlungen, Campingplätze und Strände. Die Hochsaison ist in der Zwischenzeit vorbei und es hat nur noch wenige Besucher. Die Region eignet sich toll zum Fischen, Boot fahren, Wandern oder Radfahren. Für einmal lassen wir aber jegliche sportliche Betätigung aus, faulenzen am Strand, oder auf den Campingstühlen auf unserem Stellplatz. Lästig sind die vielen Wespen (das hatten wir doch schon...). Da der letzte Winter offenbar nicht so kalt war, hätten viele dieser Insekten überlebt und zu einer richtigen Plage in diesem Sommer geführt. Wir lernen Leanne und Chris kennen, welche hier am Lake Tahoe wohnen, aber eigentlich mehr auf der Welt unterwegs sind, als zu Hause. Sie versprechen, sich zu melden, falls ihr Weg sie nächstens auch nach Südamerika führt.
Die Gastfamilie, bei welcher Sergio in San Francisco gewohnt hatte, ist in der Zwischenzeit nach Reno (Nevada) umgezogen. Amanda, Liam und Eoghan erwarten uns für ein Wochenende bei ihnen. Die Wiedersehensfreude ist gross! Sie habe ein tolles Haus und das Gästezimmer ist für uns fein säuberlich hergerichtet. Am Sonntag stehen wir schon um 03:30 Uhr auf. Wir sind eingeladen und haben VIP-Tickets für das Great Reno Balloon Race. Rhino steht auf dem nahen VIP-Parkplatz und wir geniessen das üppige Frühstücks-Buffet währen die Heissluftballone in der Dunkelheit die Glow-Show abziehen. Mit den Gasbrennern erhellen sie die Ballone gleichzeitig, im Rhythmus oder alleine und zaubern so eine tolle Lichtshow in die Nacht. Einige Ballone dürfe sogar in der Dunkelheit starten und schweben über unseren Köpfen. Das nennt sich dann "Dawn Patrol". Leider muss bei Tagesanbruch der Massenstart von über 80 Heissluftballonen abgesagt werden. Der Wind ist zu stark und würde alle Ballone zum nahen Flughafen treiben. Trotzdem werden alle Heissluftballone aufgeblasen und wir sehen viele Ballone in unterschiedlichsten Farben und Formen. Am besten gefällt uns Smokey der Bär! Von Reno aus besuchen wir den nahen Pyramid Lake, ein riesiger blauer See mitten in der Wüste. Das Wochenende in Reno war toll. Danke noch einmal an Amanda, Liam und Eoghan für die tolle Gastfreundschaft!
In Virginia City wurde früher Silber abgebaut. Heute zieht der Ort im Wild West Stil viele Besucher an. Auch wir machen kurz Halt und es gefällt uns. Der Ort ist viel authentischer geblieben als beispielsweise die Goldminen Orte, die wir in den Black Hills gesehen haben. Auch hier wird eine Gun-Show zum Besten gegeben, wir lassen es aber bleiben... Viel lieber fahren wir über die Berge der Sierra Nevada nach Süden bis zum Mono Lake. Weil die Stadt Los Angeles fast alle Zuflüsse zum See für die Gewinnung von Trinkwasser abgeleitet hat, ist der Pegel des Sees in den 50er Jahren stark abgesunken. Der Salzgehalt ist 2.5 mal höher als im Meer. und aus seinem alkalischen Wasser ragen hohe Tuffsteintürme hervor. Wir finden einen tollen Übernachtungsplatz am See, einen der schönsten bisher. Wir sitzen in unseren Campingstühlen, trinken ein kühles Bier (noch kühler als die Aussentemperatur) und geniessen den weiten Blick über den See, die hohen Berge und die Wüstenlandschaft. Das Bild ist eindrücklich, aber gleichzeitig auch sehr kahl und bewegt uns zum Nachdenken, was wir Menschen doch mit der Natur anstellen.
publiziert am 19.09.2016