Nicaragua (20.05. - 07.06.2017)
Die hügelige Landschaft im Grenzgebiet zwischen Honduras und Nicaragua gefällt uns extrem gut. Palmen mischen sich mit Laub- und Nadelwald. Alles ist so grün. Der Grenzübertritt verläuft problemlos (Details hier). Neben der Strasse hat es noch weniger Abfall und die Böschungen werden sogar gemäht. In die Bank kommt man wieder ohne Anklopfen und vor dem Supermarkt stehen nicht mehr 4 bis auf die Zähne bewaffnete Sicherheitsgorillas herum. Den angepeilten Übernachtungsplatz in Ocotal finden wir rasch. Die Stadt gefällt uns, die Gastfamile ist nett und der Pool ist riesig und kühl.
Estelí ist die Tabak-Hochburg in Nicaragua. Rund um den Ort wird Tabak angepflanzt und in den Fabriken zu edlen Zigarren verarbeitet. Wir verzichten auf einen Besuch und finden stattdessen einen Laden mit frischem Vollkornbrot und selbst hergestelltem Joghurt. Super! Durch die Wolken verhangenen Hügel geht es hinauf durch den Naturpark Miraflor. Wenn sich der Nebel etwas lichtet ist die Sicht auf schöne Täler und Hügel frei. Es ist grün und bei schönem Wetter würden wir wohl öfter aussteigen und Fotos schiessen. Unser Ziel ist die Finca Esperanza Verde im wichtigsten Kaffeeanbaugebiet Nicaraguas. Alles dreht sich hier um die edle Bohne. Es ist nicht nicht Erntesaison und die Pflanzen tragen auch keine Früchte. Überall werden aber Kaffeesäcke gestapelt, umgeladen und transportiert. Die Piste hoch zur Finca ist recht ausgewaschen, für Rhino aber kein Problem. Neben Gästehäusern bietet die Finca auch die Möglichkeit mit dem eigenen Fahrzeug zu campen. Den ganzen Tag gibt es gratis Kaffee, Tee, Bananen und eine Köchin verwöhnt uns mit Mahlzeiten. Auf Wanderwegen erkunden wir die Umgebung und im Gemeinschaftsbereich unter einer riesigen Palapa geniessen wir den Blick über den Wald mit den Kaffeeplantagen. Kolibris schwirren herum, Brüllaffen machen sich bemerkbar und uns gefällt es.
Nachdem sich der Magen von Nadine erholt hat, sucht sie nun noch eine lästige Erkältung mit Fieber heim. Wir quartieren uns darum zur Erholung in León in einem Hotel ein. Die Bäckerei "Pan y Paz" bringt uns mit gutem Brot, Käse und Fleisch kulinarisch über die Runden. Wir machen kurze Spaziergänge durch die Stadt. Die Hitze und Feuchtigkeit drücken extrem. Es regnet zum Glück erst abends, dafür aber heftig. Die Kolonialstadt gefällt uns mässig. Irgendwie finden wir den Charme von anderen Kolonialstädten hier nicht. Nur der Platz mit der mächtigen Kathedrale vermag uns zu beeindrucken. Wir steigen auf das schneeweisse Dach der Kathedrale und staunen über die Architektur mit den vielen Kuppeln und Glocken aus ungewohntem Winkel. Der Ausblick auf die Vulkane nördlich der Stadt ist einmalig. In Nicaragua gehört die Besteigung eines aktiven Vulkans eigentlich zum Pflichtprogramm. Auch von León aus könnte man einige Touren unternehmen. Aufgrund der mörderischen Hitze und Feuchtigkeit verzichten wir aber auf den Spass und verschieben das auf eine einfachere Variante. Dazu aber später mehr.
...Wir spazieren durch die frisch verschneite Landschaft. Der Himmel ist stahlblau und nur unsere gefrierende Atemluft trübt die Sicht etwas. Wir geniessen die kühle Luft und freuen uns schon auf den Abend am Kaminfeuer.... Plötzlich, von einem schreienden Brüllaffen aufgeweckt, ist der Traum weg und ich bin wieder zurück in der Realität. Es ist mitten in der Nacht. Das Thermometer zeigt immer noch 29 Grad. Die Luftfeuchtigkeit liegt bei 95%. Die Luft steht und ich liege im Bett in meinem eigenen Schweiss. Willkommen im Tiefland von Nicaragua! Wir waren schon Monate nicht mehr an der Pazifikküste und es zieht uns irgendwie da hin. Der Strand von Las Peñitas ist schön und eine klassische Surferdestination. Wir kapitulieren aber schon nach einer Nacht wegen der Hitze und fahren zurück zu den Vulkanen.
Vorbei am Lago de Managua, den Vulkanen Momotombo und Momotombito und der Hauptstadt Managua erreichen wir den Parque Nacional Vulcan de Masaya. Das Tor für die Abendbesichtigung öffnet erst um 17.30 Uhr. Ok, es wird 18 Uhr bis das Tor öffnet, wir sind ja in Nicaragua. Die Kolonne der anstehenden Fahrzeuge ist lang, wir sind aber Nummer 2. So erreichen wir den Vulkankrater mit Rhino perfekt in der Dämmerung. Die Sterne beginnen zu leuchten, der Mond scheint mit einer kleinen Sichel vom Himmel und aus dem Krater steigt Rauch auf. Die glühende Lava aus dem Krater erhellt alles rundherum in einem unheimlichen Orange. Da wir Rückenwind haben und der Rauch von uns wegweht, sehen wir etwas kochende Lava, die sich bewegt und explodiert. Einmalig!
Wir lernen endlich ein weiteres Mitglied unserer Schweizer Panamericana-Reisende WhatsApp-Gruppe kennen. René kommt aus Italien, ist mit einem LandCruiser unterwegs und spricht perfekt Schweizerdeutsch. Wir tauschen uns aus und werden uns sicher bald wieder treffen. An der Laguna de Apoyo bleiben wir nicht lange. Das Hostel Paradise hat zwar einen tollen Badestrand, eine super Infrastruktur zum Chillen, Mangobäume mit Früchten im Überfluss und ein sehr gutes kulinarisches Angebot. Der Stellplatz ist aber mehr ein Sumpfloch und um Nadines Gesundheit steht es nach wie vor nicht zum Besten. So lassen wir die Brüllaffen zurück und fahren weiter. Für uns Europäer ist das vorherrschende Klima hier schon in gesundem Zustand schwer genug zu ertragen. Wenn man krank ist, hat man aber fast keine Chance sich zu erholen, da der Körper auch beim Nichtstun immer auf Volltouren läuft. Wir entscheiden uns, die nächsten Nächte in Hotels mit Klimaanlage zu verbringen, bis Nadine sich wieder vollständig erholt hat.
Endlich wieder einmal eine Kolonialstadt, die ihren Namen verdient. Granada ist seit Mexiko die erste Stadt, die uns wirklich aus den Socken haut! Die farbigen Gebäude sind gut erhalten, die Plätze sind belebt, es hat Fussgängerzonen und das kulinarische Angebot lässt keine Wünsche offen. Wir streifen durch die Gassen und besuchen die verschieden Kirchen. Diese sind eher schlicht, aber dadurch nicht minder schön. Die Kathedrale am Hauptplatz wurde erst neu restauriert und dabei wurde Mut bewiesen. Im Innern sind Maler noch daran, moderne Deckenmalereien zu erstellen, welche wirklich toll sind. Vom Turm der Iglesia de la Merced blicken wir über die Stadt und hinaus auf den Vulkan Mombacho und den Lago de Nicaragua. Die Hitze treibt uns immer wieder zurück zum Hotel mit Pool und wir lernen Etienne und Anne mit ihren Kindern Louis, Arno und Mathilde aus dem Wallis kennen. Sie sind ein Jahr auf Weltreise und haben viel erlebt. Die Kleinen kommen fast nicht nach mit erzählen. Besonders das Erlebnis mit den Löwen rund um das Fahrzeug mit Dachzelt an jenem Morgen in Botswana scheint sie schwer beeindruckt zu haben ;-) Es ist ein gemütlicher Abend und wir geniessen ihn gemeinsam.
Der Lago de Nicaragua ist riesig und mittendrin bilden 2 Vulkane die Insel Ometepe. Spontan nehmen wir die Fähre (was etwas kompliziert ist) und besuchen die Insel. Die Fahrzeuge mit europäischen Nummernschilder sind auf der Fähre in der Überzahl. Die Fähre ist voll und wir gewinnen 3:2! So lernen wir Thomas und Myriam aus der Schweiz und Anja und Tobi aus Deutschland kennen. Sie sind mit ihren Vans von Süd nach Nord unterwegs und wir haben auf der Fähre schön Zeit uns auszutauschen. Da sie zu einem bekannten Kite-Surf Strand wollen und es uns ins Hotel zieht, verabschieden wir uns am Hafen schon wieder. Wir fahren zum angepeilten Hotel und wer steht da: Die französische Familie im Camper, die wir schon in Antigua kennengelernt hatten. Ausserdem ist da auch noch eine kanadische Familie ebenfalls im Camper. Wir nehmen wie geplant ein Zimmer mit Klimaanlage und lassen die anderen schwitzen. Mit einem Allrad-Fahrzeug mit genügend Bodenfreiheit kann man die Insel in einer 8 umkreisen. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Wir fahren den Vulkanflanken entlang und sehen grün, grün und nochmals grün! Die Kombination Vulkanerde, Wärme und Feuchtigkeit führt zu extrem fruchtbaren Böden. Es hat viele Bananen- und Mangoplantagen. Nach einem Abstecher zu unseren Reisebekanntschaften am Kiter-Strand relaxen wir am Pool. Auch das gehört zum Reisen dazu.
Auf der Rückfahrt zwängt Sergio mit guter Hilfe des Kapitäns unseren Rhino millimetergenau zwischen zwei Kleinbuse auf die Fähre. Weil es uns so gut gefallen hat, fahren wir noch einmal zwei Tage nach Granada ins gleiche Hotel. Wir nutzen den Aufenthalt um mal wieder ausgiebig mit der Heimat zu skypen und uns kulinarisch auszuleben. Der Gesundheit von Nadine geht es wieder richtig gut!
Wir wollen es noch einmal wissen und fahren an den Pazifik. In der Nähe von San Juan del Sur liegt das Refugio de la Vida Silvestre La Flor. Von Juli bis Dezember legen dort tausende von grossen Lederschildkröten ihre Eier ab. Es ist nicht Saison, aber wir versuchen trotzdem unser Glück. Einige Irrläufer gibt es nämlich immer. Wir haben die Bucht für uns alleine und die Stimmung am späten Abend in der Dunkelheit ist speziell. Es ist zwar Flut, aber Schildkröten sehen wir keine. Dafür unterhalten uns tausende Blitze von den vorbeiziehenden Gewittern draussen auf dem Meer. Am Morgen finden wir dann nur noch die Spuren von 3 Schildkröten, welche wohl ihre Eier in der späten Nacht abgelegt haben, als wir im Schweiss gebadet versucht haben zu schlafen.
San Juan del Sur ist teuer. An der Surferdestination hat man schnell gelernt, dass bei ausländische Touristen die Geldbörse oft etwas lockerer sitzt. Etwas weiter an der Playa Maderas stehen wir im Garten eines Restaurants. Der kleine Surfer-Spot mit Hostel, Restaurant und Surf-Schule ist ein schöner Fleck. Nun spielt uns aber Sergio's Gesundheit einen Streich. Er macht das ganze Programm (Übelkeit, Durchfall, Fieber) in weniger als 24 Stunden durch und es geht ihm trotz der Hitze schon wieder recht gut. Trotzdem verlängern wir den Aufenthalt am Meer noch um eine Nacht und ziehen wieder in ein Hotel. Wir relaxen in den Hängematten, kühlen uns im Pool ab und spazieren kurz am Strand. Der Entscheid war vernünftig und Sergio danach wieder fit!
Die Ausflüge auf die Insel Ometepe, zurück nach Granada und dann nach San Juan del Sur waren nicht geplant. Wir warten aber auf ein Paket mit Kartenmaterial, Reiseführern und anderen für uns wichtigen Dingen aus der Schweiz. Immer wieder schauen wir in Rivas auf der Post vorbei. Heute wollen wir ein letztes Mal nachfragen und falls es noch nicht eingetroffen ist, halt trotzdem nach Costa Rica weiterreisen. Die Dame hinter der Theke kennt uns schon. Sie meint, es sei nichts eingetroffen, öffnet aber den Schrank hinter ihr trotzdem, um nachzuschauen. Sergio fällt fast der Kinnladen runder: "Da ist unser Päckli!" Nach 3 Wochen hat es also geklappt. Yes!
Nicaragua hat uns trotz der Hitze sehr gut gefallen. Die Natur hat viel zu bieten. Je weiter südwärts wir in Zentralamerika kommen, desto grüner wird es. Wir hatten das so intensiv nicht erwartet. Es ist einfach, dieses Land auf eigene Faust zu bereisen. Die Leute sind sehr gastfreundlich und helfen uns in jeder Situation weiter. Mit einer positiven Stimmung reisen wir nun ins nächste Land: Costa Rica wir kommen!
publiziert am 12.06.2017