Bolivien (23.11. - 08.12.2017)
Die Fahrt dem Titicaca-See entlang auf der peruanischen Seite ist langweilig. Nur die Tiertransporte locken uns ein Lächeln ab. Irgendwo scheint ein Tiermarkt stattzufinden und so werden Lamas, Alpácas und Schafe kurzerhand auf das Dach von Bussen geladen, festgebunden und mit der ganzen Familie mittransportiert. Der Grenzübergang nach Bolivien verläuft reibungslos (Details hier). Nur unser Gast Stéphane braucht Kopien und ein paar zusätzliche Formulare für den Fahrzeugimport nach Bolivien, da er Mieter und nicht Inhaber des Fahrzeuges ist. Noch vor dem Mittag fahren wir in Copacabana ein. Ja, es gibt auch hier am Titicacasee auf über 3'800 Metern Höhe einen Ort mit diesem Namen. Der Ort hat ausser einer tollen Kirche und ein paar Restaurants für das Mittagessen und dem benötigten Geldautomaten für uns nichts zu bieten. So ziehen wir weiter dem See entlang. Die Landschaft ist hier viel abwechslungsreicher und schöner, als noch auf peruanischer Seite. Von San Pedro nach San Pablo verladen wir die beiden Fahrzeuge auf ein lottriges Floss. Die perfekte Strasse auf beiden Seiten besteht und das Projekt für die Brücke wäre auch schon lange realisiert, würden sich nicht die Fährbetreiber mit immer wiederkehrenden Streiks erfolgreich gegen den Bau der Brücke wehren. Trotz aller Bedenken erreichen wir heil das andere Ufer und finden in der Nähe einen tollen Übernachtungsplatz am Ufer. Seit ewiger Zeit machen wir endlich wieder einmal Feuer und geniessen den ersten Abend in Bolivien am Titicacasee.
Über die Hochebene auf 4'000 Metern geht es hinein nach El Alto. Die Millionenstadt ist der Vorort von La Paz und beschert uns einen ersten Vorgeschmack auf das Chaos, das uns in der Hauptstadt Boliviens erwartet. Noch kommen wir flott voran und nehmen, clever wie wir sind, die Umfahrungsautobahn in den Kessel von La Paz. Irgendwann müssen wir aber hinein ins Getümmel, da unser erstes Ziel mitten in der Stadt liegt. Überall finden Märkte statt und zwischen den Ständen zwängen sich Fussgänger, Radfahrer, Autos und Busse hindurch. Verkehrsregeln wird es wohl geben, die interessieren aber niemanden. Der Stärkere und der mit der lautesten Hupe gewinnt und so hupt und drängelt Sergio tüchtig mit. Der grösste Teil der Fahrzeuge sind Kleinbusse, die aber alle fast leer unterwegs sind. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichen wir die Garage von Ernesto Hug, einem hier geborenen Schweizer. Wir erhalten einen Termin für einen Service für nächsten Montag und machen uns wieder auf den Weg hinaus aus der Stadt. Beim Hotel Oberland erblicken wir das Auto von Cel und Dani und legen einen Zwischenstopp ein. Das Chateau Briand schmeckt vorzüglich und der Plan für die gemeinsame Stadtbesichtigung mit den Beiden steht auch. Im Camping Colibri treffen wir auch wieder auf Stéphane, der sich alleine durch das Stadtgewusel gekämpft hat. Hier quartieren wir uns ein für die nächsten Tage und runden den hektischen Tag mit einer super guten Pizza beim Italiener ab.
Nach einem Relax-Tag mit herrlichem Frühstück, Stip-Visite im Valle de la Luna und einem Raclette für die Herren und Züri-Geschnetzeltes für Nadine im Hotel Oberland, sind wir gerüstet für die Stadtbesichtigung. Gerd ist ausgewanderter Deutscher und bietet Privatführungen durch La Paz an. Mit dem Taxi geht es in die Stadt und mit der Gondelbahn gleich hoch nach El Alto, wo auch Cel und Dani zu uns stossen. Von hier oben hat man einen schönen Blick über die Stadt, die zwischen 3'200 - 4'000 Meter über Meer liegt. Die verschieden Stadtteile sind in Täler gebettet und scheinen teilweise an den steilen Hängen zu kleben. Überall wird gebaut und Gefahrenzonen werden grosszügig ignoriert, so kann schon mal ein Quartier bei Regenwetter ins Tal rutschen. Speziell sind die vielen Gondelbahnen, welche die verschiedenen Stadtteile miteinander verbinden. Sie ermöglichen ein rasches Vorankommen hoch über dem heillosen Verkehrschaos. Beeindruckend ist auch die Fahrt mit der Gondelbahn über El Alto, wo heute Sonntag überall Märkte stattfinden. Das Getümmel von oben zu beobachten und dann darin einzutauchen, gefällt uns. Hier gibt es alles zu kaufen, auch der Occasions-Handel für Autos findet auf dem Markt statt. Natürlich bieten Schamane an allen Ecken ihre Dienste an und komische Prediger verkünden ihr Wissen dem interessierten Publikum. An Laternenmasten hängen grosse Puppen zur Abschreckung von Gesetzlosen. In Bolivien gibt es nämlich immer noch Lynchjustiz. Da wird schon mal einer gehängt und die Polizei schaut natürlich weg. So, das ist es dann auch schon mit dem wirklich Sehenswerten in La Paz. Der Stadtkern hat ausser einer kleinen engen Gasse nichts Schönes zu bieten, der Hauptplatz wird von einem neuen hässlichen Präsidentenpalast dominiert und vom Hexenmarkt sind wir auch enttäuscht. Unser Führer Gerd scheint heute nicht seinen besten Tag zu haben, oder vielleicht ist die Gruppe von 5 Personen für seine Art von Führungen schlicht zu gross. Wir empfinden seine Ausführungen sehr langatmig und irgendwie findet er einfach kein Ende, besonders bei politischen Themen und seiner Meinung dazu. Dann beginnt es auch noch zu regnen und die Stadt zeigt ihr Abwasserproblem mit voller Wucht. Wir wollen nicht genau wissen, was hier alles durch die Strassen in die Flüsse hinunterfliesst. Die Farbe und der Geruch lässt aber nur einen Schluss zu: Kloake. Es gibt kein Abwassersystem, irgendwie landet alles im Fluss. Auf der Rückfahrt muss der Taxifahrer immer wieder einen Parfümspray betätigen, weil es entlang des Flusses einfach nur bestialisch stinkt... Als Krönung des Tages haben sich Nadine und Stéphane auch noch eine Magenverstimmung mit Durchfall eingefangen. Waren es die mit Huhn gefüllten Salteñas?
Als es Nadine auch am dritten Tag immer noch nicht besser geht, suchen wir das Centro Medico International auf. Wir müssen kaum warten und die in den USA ausgebildete Ärztin nimmt sich genügend Zeit für uns. Die Sprechstunde kostet nicht mehr, als bei einem anderen bolivianischen Arzt (240 Bolivianos = ca. 33 CHF). Ausgestattet mit Medikamenten verlassen wir die kleine Klinik zuversichtlich. Da Rhino noch bei Don Ernesto steht quartieren wir uns in einem Tipi-Zelt im Camping Colibri ein.
Sergio ist in dieser Zeit genügend damit beschäftigt, den Mechanikern auf die Finger zu schauen und einem Ersatzteil nachzurennen (Details hier). Zu guter Letzt können wir Rhino aber neu geschmiert und geölt aus der Garage holen, Nadine geht es wieder gut und und so düsen wir los in Richtung Parque Nacional Sajama. Unterwegs versuchen wir in Bolivien ein erstes Mal zu tanken, was nicht ganz einfach ist. Zum einen wird der Treibstoff staatlich subventioniert. Dies gilt aber nur für Einheimische. Touristen zahlen etwa zweieinhalb mal so viel (8.88 statt 3.76 Bolivianos). An vielen Tankstellen kann man aber verhandeln und ohne Quittung wird der Tank zu einem Mischpreis gefüllt. Dazu werden die Überwachungskameras ausgeschaltet und eine fiktive bolivianische Autonummer im System eingegeben. Die Differenz zum Preis für Einheimische wandert natürlich in die Tasche des Tankwarts. Ganz sauber ist das nicht, aber es schont unsere Reisekasse. Zum anderen erleben wir heute, dass Treibstoff nicht immer verfügbar ist. Der Diesel ist an dieser Tankstelle ausgegangen, 30 km weiter werden wir aber fündig.
Wir finden einen tollen Übernachtungsplatz mit Blick auf den höchsten Berg/Vulkan Boliviens. Der Nevado Sajama (6'542 m) gibt auch dem Nationalpark seinen Namen, in den wir fahren. Das Wetter ist toll, auf einer Piste umkreisen wir den Giganten und machen einen kurzen Abstecher zum Geysir-Feld in der Nähe. Wirklich lohnenswert ist das nicht, aber die Fahrt durch die schöne Landschaft mit der Aussicht auf die anderen Vulkane in Richtung Chile macht Spass. Den ganzen Tag begegnen wir keiner Menschenseele, bis wir auf einer Nebenpiste den Park verlassen wollen. Hier fährt uns eine Patrouille Parkwächter entgegen und möchte die Eintrittstickets sehen. Da am Morgen am nördlichen Parkeingang niemand war, haben wir keine Tickets. Sie telefonieren herum, lassen uns zuerst warten, dann aber weiterfahren. Am Ausgang wartet tatsächlich ein herbeigeeilter Säckelmeister, der uns pro Person 150 Bolivianos abknöpft. Auch wenn der Park sehr lohnenswert ist, über 20 CHF pro Person finden wir doch etwas übertrieben. Das ist aber der offizielle Preis für Ausländer. Bolivianer bezahlen einen Fünftel davon. Stéphane tankt sein Fahrzeug noch einmal voll und weiter geht es durch die Wüste nach Süden.
Wir halten uns mehr oder weniger an Pisten der chilenischen Grenze entlang in Richtung Salar de Uyuni. Die Fahrt durch die Hochebene, immer auf ca. 4'000 Metern Höhe ist sehr abwechslungsreich. Wir kommen gut voran, brauchen bis zum Salar de Uyuni aber doch 2 Tage. Die Piste ist mal holprig mal sandig aber nie anspruchsvoll zu fahren. Zwischendurch verlieren sich die Spuren und wir suchen uns unseren Weg durch die Wüste einfach selber. Nur einen kurzen Moment ist Sergio am Steuer nicht konzentriert und schon stecken wir in der einzigen Schlammpassage auf der ganzen Strecke fest. Zwar ist der Schlamm beim kleinen Fluss nur einige Meter breit, ist aber so tief, dass alle 4 Räder durchdrehen und Rhino nur noch eine Richtung kennt: gegen unten! Zum Glück sind wir 2 Fahrzeuge, so zieht Stéphane mit seinem Amarok unseren Rhino aus dem Schlamm, nur um kurze Zeit später selber festzustecken. Auch seine Routenwahl ist nicht von Erfolg gekrönt. Hier helfen uns dann aber unsere Maxtrax-Sandbleche den Amarok aus dem Schlamm zu befreien. Sergio versucht es noch einmal mit Anlauf und mit viel Schuss gelingt die Durchfahrt problemlos.
Wir fahren an Lagunen vorbei, durchqueren kleine Dünenfelder, beobachten Flamingos und kreuzen viele Herden Alpácas. Zu schaffen macht uns lediglich die extrem trockene Luft, die brennende Sonne und der starke Wind, der hier am Nachmittag aufkommt. Wir finden aber immer ein etwas windgeschütztes Plätzchen zum Kochen und Übernachten. Immer wieder fahren wir an sogenannten Chulpas (Grabstätten) vorbei. Die rechteckigen grossen Bauten sind interessant. Bei den Chulpa Pukara machen wir Halt. Hier finden wir gut erhaltene und bemalte Grabstätten, die uns sehr gefallen. Wir fahren über unseren ersten Salzsee, den Salar de Coipasa und übernachten gleich bei der grossen Insel. Ein vorbeifahrendes Ehepaar warnt uns vor den Tücken des Salzsees und empfiehlt uns eine sichere Route über den See. Die Fahrt macht Spass und gibt uns einen kleinen Vorgeschmack auf den grossen Salar de Uyuni.
Diesen erreichen wir dann an seinem Nordwest-Ufer und entscheiden uns gleich hinaus in das weisse Salzmeer zu fahren. Wir haben Glück, trotz Beginn der Regenzeit haben wir super Wetter und es ist noch kein Wasser auf dem Salar. Es ist speziell, auf der grobkörnigen Salzfläche zu fahren. Die Geschwindigkeit wird höher und höher und bald düsen wir mit fast 100 km/h über die Fläche. Pisten folgen wir schon lange nicht mehr. Es geht einfach der Nase nach in eine von uns bestimmte Himmelsrichtung. Distanzen sind unmöglich zu schätzen, oft fehlt auch einfach ein Bezugspunkt weil wir nur eine weisse Fläche bis zum Horizont sehen. 10'000 Quadratkilometer Salzfläche sind halt schon gigantisch gross. Das kann man nicht in Bilder fassen, man muss es einfach erlebt haben! Vom Aussichtspunkt beim Volcan Tunupa versuchen wir die Dimensionen zu erfassen, es gelingt uns auch von hier aus nicht ganz. Dafür besichtigen wir die am Vulkan bestattenen Mumien, welche schon seit über 800 Jahren hier liegen. Die extrem trockene Luft lässt praktisch keine Verwesung zu. Zurück auf dem Salar fahren wir verschiedene Inseln an und staunen, dass auf fast jeder Insel etliche tolle Kakteen wachsen. Alle Touranbieter fahren nur die eine Insel Incahuasi an, auf welcher sogar Eintritt verlangt wird. Dabei sind die anderen Insel mindestens genauso schön, nur haben wir sie ganz für uns alleine. Pünktlich um 17 Uhr setzt für ein paar Stunden der starke Wind ein. Einen geschützten Platz finden wir hinter einer Felswand einer kleinen Insel. Wir kochen Ossobuchi mit Gemüse und Reis im Sonnenuntergang und geniessen die Einsamkeit auf dem Salar. Trotz grossem Mond ist der Sternenhimmel gigantisch schön. Die absolute Stille ist einfach magisch hier draussen.
Überraschend haben wir keine Minustemperaturen in der Nacht, was eigentlich üblich wäre auf dem Salar. Kalt ist es am Morgen aber trotzdem. Nach einem ausgiebigen Frühstück rasen wir wieder über die Salzfläche und schiessen die obligaten Salar-Fotos mit optischer Täuschung. Noch ein kurzer Halt beim Dakar-Monument und wir verlassen den See über die Strasse hinein nach Uyuni.
Es ist schon seltsam, dass ausser uns niemand mit dem Auto unterwegs ist. In ganz Uyuni sind alle Menschen zu Fuss unterwegs, picknicken auf der Strasse und schauen uns ganz verdutzt an. Ein Polizist stoppt uns und klärt uns auf: Heute Sonntag findet ein nationales Referendum statt und im ganzen Land herrscht ein absolutes Fahrverbot bis 18 Uhr abends. Wir wissen natürlich von nichts. Wo wir die letzten Tage unterwegs waren, gibt es weder TV, Internet noch Zeitungen. Von der fälligen Busse über 800 Bolivianos sieht der Herr in Uniform freundlicherweise ab, empfiehlt uns aber, die Autos sofort abzustellen. Das tun wir auch und nach kurzer Beratung entscheiden wir, in einem nahen Hotel abzusteigen. Das ist günstiger, als die drohende Busse und die Aussicht auf eine warme Dusche, gutes WIFI und einen sicheren Parkplatz ist verlockend.
Nach einem Spiessrouten-Lauf durch Uyuni (Autos waschen, tanken, einkaufen, Trinkwasser auffüllen und erfolglos Gas für den Camper von Stéphane suchen) besuchen wir noch kurz den Eisenbahnfriedhof. Wir fragen uns, ob dies so etwas wie das bolivianische Verkehrshaus ist, verlassen die rostigen Dampflokomotiven aber rasch wieder. Die Lagunenroute ruft! Die Stadt Uyuni ist definitiv keinen Besuch wert. Wir würden den Ort ein anderes Mal meiden und den Salar an einem anderen Ort verlassen.
Da Stéphanes Amarok keinen Zusatztank hat, füllen wir in San Cristóbal noch einmal Diesel auf. Wir lassen Druck aus den Reifen und übernachten zwischen grossen Felsen noch in Nähe der Hauptstrasse. Die Lagunenroute kann über eine Ost-, eine Westvariante, oder wenn man in Bolivien bleibt auch im Kreis befahren werden. Wir entscheiden uns für die Westroute, da an dieser mehr Lagunen liegen. Insgesamt sind wir von Uyuni bis nach San Pedro de Atacama in Chile 5 Tage unterwegs und legen ca. 530 km zurück. Auf der Hauptpiste wären es etwas weniger, dort schüttelt es aber gewaltig und sie ist nicht so spannend zum Fahren. So oft es geht, weichen wir auf Nebenpisten aus oder suchen uns auch hier unseren eigenen Weg durch die Landschaft. So erreichen wir abgelegene Orte und sind überwältigt von der Landschaft. Von Nord nach Süd ist die Strecke von der Attraktivität her ein Steigerungslauf. Immer farbiger werden die Lagunen und noch grösser die Flamingo-Herden, die darin leben. Höhepunkte sind natürlich die Laguna Colorada sowie die Laguna Verde. Am Morgen ist von der grünen Farbe noch nichts zu sehen. Im Gegenteil: die Lagune ist gefroren. Mit etwas Geduld, wärmender Sonne und aufkommendem Wind verwandelt sich die unscheinbare Lagune in eine leuchtend grüne Fläche. Was für ein Schauspiel!
Neben uns sind viele Tour-Offroader unterwegs. An der Laguna Verde zählen wir gleichzeitig über 50 von ihnen. Da alle mehr oder weniger dem gleichen Zeitplan folgen, tauchen sie immer in grossen Gruppen auf, verschwinden aber kurze Zeit später wieder. So sind wir die meiste Zeit alleine. Wir staunen, dass je 8 Personen in den Toyota Land Cruisern und Nissan Patrols Platz finden. So enge Verhältnisse und das für 2-3 Tage auf diesen Rüttelpisten das wäre definitiv nichts für uns.
Nach einer ersten kühlen Nacht (-6 Grad Celsius) bei der Laguna Honda wollen wir nach den Flamingos vom Vorabend schauen. Am Abend hatten wir noch darüber gespasst und tatsächlich sind zwei Gruppen am Morgen im Eis eingefroren. Die Flamingos müssen einfach warten, bis die Sonne das Eis wegschmilzt. Einer ist dann nicht so geduldig und fällt beim Befreiungsversuch voll auf die Schnauze. Es ist ein tolles Erlebnis diese Tiere so lange Zeit zu beobachten. Die zweite Nacht übernachten wir in einem windgeschützten Canyon und in der dritten an der Laguna Blanca erleben wir dann unseren Kälterekord auf unserer Reise. Bei -9 Grad Celsius im Hubdach zu übernachten, ist für uns definitiv grenzwertig. Geschlafen haben wir trotzdem etwas und die rasch wärmende Sonne am Morgen, lässt auch diese Nacht schnell vergessen.
Beim Picknick hoch über der Laguna Kara stinkt es plötzlich nach Öl. Stéphane hat mit seinem Amarok wohl einen Fels touchiert und nun läuft Öl aus dem hinteren Differenzial. Nach ein paar Hammerschlägen ist es fast dicht und als wir dann noch mit einem Vorschlaghammer von einem Mechaniker bei der Laguna Colorada nachhelfen, hält es wieder. Eine weitere Bergungsaktion braucht es, als wir von der offenen Fläche auf die Hauptpiste wechseln. Der Amarok schafft die künstlich aufgeschüttete Hürde nicht. Ohne Differenzialsperre drehen 2 Räder in der Luft einfach durch. Diesmal darf Rhino ihn aus der Misere ziehen.
Etwas ungewöhnlich ist die Ausreise auf administrativer Seite von Bolivien nach Chile über die Lagunenroute (Details hier). Der Zoll für die Ausfuhr der Fahrzeuge befindet sich etwas abgelegen rund 80 km vor der eigentlichen Grenze bei einer Mine auf 5'033 Meter Höhe. Dieser Ausflug verhilft Rhino zu einem neuen Höhenrekord und uns zu einem Abstecher zu einem lustigen Schneefeld. Ganz in der Nähe sind auch Geysire zu finden. Toll dampfen sieht man sie in den frühen Morgenstunden. Dafür sind wir nach dem Abstecher zum Zoll etwas spät dran. Wir freuen uns aber trotzdem über die dampfenden und blubbernden Schlammlöcher und Dampfdüsen. Neben den vielen Flamingos sehen wir auch immer wieder Vicuñas auf Nahrungssuche und begegnen sogar vereinzelten Chinchillas.
Via Laguna Blanca verlassen wir die Lagunenroute nach Chile. Der Grenzbeamte bei der bolivianischen Ausreise quaselt noch etwas von einer Ausreisegebühr von 15 Bolivianos. Wir geben ihm zu verstehen, dass wir die nicht bezahlen und er meint dann, dass sei ja mit der Bezahlung der Nationalparkgebühr schon erledigt. Tja, wenn man schon Geld in den eigenen Sack wirtschaften will, müsste man wohl etwas hartnäckiger sein... Kaum ist der Schlagbaum offen, wechseln wir von der ruppigen Piste auf eine perfekt asphaltierte Strasse hinunter nach San Pedro de Atacama. Willkommen in Chile!
Die Highlights in Bolivien sind für uns klar der Salar de Uyuni und die Lagunenroute. Da wir uns schon in Ecuador und Peru meistens in den Anden fortbewegt haben, sind wir gut an die Höhe akklimatisiert. So haben wir keine Mühe mit den vielen Tagen und Nächten auf über 4'000 Metern. Wir würden jederzeit wieder nach Bolivien fahren. La Paz würden wir dann sicher links liegen lassen und uns auf die tolle Natur konzentrieren.
publiziert am 16.12.2017