Baja California Sur (25.11. - 10.12.2016)
Wir verlassen das Valle de los Cirios in Richtung Guerrero Negro. Kurz vor der Stadt passieren wir die Grenze zum Bundesstaat Baja California Sur. Hier erfolgt eine staatliche Fahrzeugdesinfektion. Ohne diese darf man den Bundesstaat nicht wechseln. Wir bezahlen die geforderten 20 Pesos und erhalten dafür eine offizielle Quittung und Bestätigung ausgestellt. Der Beamte drückt auf den Knopf und sofort tritt aus den in der Strasse eingelassenen Düsen ein kleiner Sprühnebel hoch. Auch wenn der Sprühnebel nicht einmal bis zum Unterboden von Rhino reicht, wir fahren einmal drüber und haben unseren Spass.
In Guerrero Negro möchten wir eigentlich nur einkaufen und weiterfahren. Es dauert aber etwas, bis wir ein Lebensmittelgeschäft finden. Hier ist alles auf die Whale-Watch Saison von Januar bis März ausgerichtet. Wir landen schliesslich bei einem Grossverteiler für Restaurants und nehmen schön immer nur die kleinste Packung aus dem Gestell. Die Tacos am Strassenrand sind dann aber spitze und wir fahren weiter. Die Strecke durch die Wüste vor und nach Guerrero Negro ist sehr eintönig und langweilig. Wir sind froh, als wir in San Ignacio eintreffen. Plötzlich stehen da dicht gedrängte Palmen und sogar einen riesigen See hat es. San Ignacio ist eingebettet in einer grossen Oase, hat ein schmuckes Ortszentrum mit der obligaten Plaza und einer schönen Mission.
Der Küstenort Santa Rosalia ist geprägt von den umliegenden Kupferminen. Die von Gustave Eiffel erbaute Santa Barbara Kirche besteht komplett aus Stahl und ist von aussen eher unscheinbar. Erst beim Besuch in der Kirche sind wir beeindruckt. Das Gebäude wirkt wie ein riesiges umgekehrtes Schiff. Eigentlich wollen wir noch einen Kaffee trinken. Aber am Sonntag Vormittag scheint hier alles geschlossen zu sein. Wir rennen immer wieder an. Auch in Mulegé erwartet uns das gleiche Bild. So landen wir dann an der Playa El Coyote in der Bahìa de Conceptiòn. Das Wetter spielt an diesem Tag irgendwie nicht so mit und uns gefällt es hier auch nicht wirklich. Wir entscheiden uns, möglichst rasch nach La Paz zu kommen und die Strände im Süden der Halbinsel aufzusuchen.
Unterwegs besuchen wir Loreto mit seiner schönen Mission und dem schmucken Stadtzentrum. An tausenden von Kakteen vorbei ziehen wir weiter nach Süden bis La Paz. Die Fahrt dahin wird noch etwas duch Baustellen verzögert. Wenn hier Brücken saniert und Strassen neu gebaut werden, werden die Fahrspuren kurzerhand ins Bachbeet und ins angrenzende Brachland verlegt. Für Rhino ist das kein Problem, aber die grossen Wohnmobile der Amerikaner und die Lastwagen fahren da lange Strecken im Schritttempo und verhindern so ein Vorwärtskommen.
In La Paz legen wir als erstes einen Shopping- und Erledigungstag ein. Es hat sich einiges angesammelt und so klappern wir verschiedene Geschäfte ab, Rhino wird ein Sprung in der Windschutzscheibe geflickt und unsere Wäsche in der Lavanderia gewaschen. La Paz gefällt uns gut. Es hat einen kilometerlangen Malecòn mit weissem Sandstrand und das Stadtzentrum mit seinen vielen Restaurants, Cafés und Bars wirkt sehr einladend. Der Mix zwischen Tourismus, internationalem Flair und mexikanischer Lebensweise ist deutlich spürbar.
Schon lange wollten wir einmal Walhaie sehen und mit ihnen Schwimmen. Hier in La Paz bietet sich uns nun die Möglichkeit. Wir werden mit Neoprenanzug, Taucherbrille, Schnorchel und Flossen ausgestattet und fahren mit dem Schnellboot hinaus ins Schutzgebiet. Schon bald sieht der Guide den ersten Walhai und wir springen ins Wasser. Es bieten sich uns tolle Bilder. Wenn der Walhai davon schwimmt steigen wir zurück ins Boot und versuchen unser Glück etwas später wieder. Insgesamt gehen wir 5 Mal ins Wasser und begleiten einen Walhai bei seinem Mittagessen. Der Walhai ist der grösste Fisch den es gibt. Es ist eindrücklich neben einem über 6 Meter langen Fisch her zu schwimmen. Der kurze Film unten auf der Seite gibt einen Einblick in unser Erlebnis. Nadine trägt zwar noch einen Quallenbiss mit ans Ufer, dieser verheilt aber schell und wir behalten diesen Tag sicher lange in guter Erinnerung.
Die Tage und Nächte auf der südlichen Baja California verbringen wir an verschiedenen Stränden. Wenn es uns gefällt, bleiben wir, sonst ziehen wir weiter zur nächsten Bucht mit schönem Sandstrand. Wir unternehmen lange Strandspaziergänge und beobachten die Wasservögel beim Fischen. An der Playa Tecolote lernen wir Ruth und Fredy kennen (www.weltreis-seematter.com) und verbringen einen gemütlichen Abend in ihrem Pickup Camper. Bei Los Barriles stehen wir dann bei Jochen und Petra mit ihrem riesigen MAN (www.casa-rodante.de). Die Küste zwischen Cabo Pulmo und San José del Cabo gefällt uns besonders gut. Auf unbefestigter Strasse geht es von Bucht zu Bucht. Wir haben die Sandstrände immer für uns alleine und geniessen die Abende so nahe am Meer. Wir brechen am Morgen wieder einmal auf, aber schon einige Kilometer später ist Schluss. Es ist Sonntag und es findet mal wieder eine Ralley statt und alle Pisten sind gesperrt. Wir schauen dem Treiben etwas zu und verziehen uns dann an den nächsten Traumstrand, wieder stehen wir alleine da im Sand und lassen uns am Abend von den Wellen in den Schlaf wiegen.
Zwischen San José del Cabo und Cabo San Lucas reiht sich ein Ferien Resort an das nächste. Der Massentourismus hat die beiden Städte voll im Griff. Das ist nicht wirklich etwas für uns. Wir nutzen die Orte nur um Vorräte aufzufüllen und ziehen weiter an den nächsten einsamen Strand. Wale ziehen vorbei in ihr Winterquartier und wir beobachten sie vom Strand aus. Ein Sandstrand für uns alleine, Wale im Sonnenuntergang, ein gutes Steak mit einer Flasche Rotwein und ein Sternenhimmel zum Träumen - was will man mehr?
Ja, da gibt es noch was! Nördlich von Todos Santos steht das Tortuga Camp. Freiwillige Tierschützer graben hier die Nester der Schildkröten aus, pflanzen sie geschützt neu ein und lassen die geschlüpften Kleinen immer am Abend bei Sonnenuntergang frei. Nadine übt sich als Schildkrötenbefreierin und die kleinen Schildkröten finden den Weg ins offene Meer. Es ist faszinierend zuzusehen, wie diese kleinen Kreaturen ihren Weg ins offene Meer finden. Oft hatten wir in den letzten Tagen an den Sandstränden die Spuren der kleinen Schildkröten gesehen. Nun klappte es auch mit den dazugehörenden kleinen Tieren. Ein super Erlebnis!
Todos Santos selbst gefällt uns auch gut. Der kleine Ort beherbergt nicht nur das Hotel California, welches durch den Eagles-Song berühmt wurde, sondern bietet auch ein schmuckes Ortsbild und beherbergt viele tolle Restaurants und Cafés.
Langsam aber sicher wird es für uns Zeit, Abschied zu nehmen von der Baja California. In La Paz organiseren wir unsere Tickets für die Fähre (Details hier) und fahren dann noch einmal hinaus zur Playa Tecolote. Hier soll am Wochenende ein Overlander-Treffen stattfinden. Obwohl unsere Fähre schon am Samstag ablegt, wollen wir uns das nicht entgehen lassen. Ein starker Wind (wie fast überall auf der Baja) fegt über den Strand und nach und nach treffen die Overlander ein. Neben uns sind Deutschland, Holland, Kanada und die USA vertreten Wir verbringen eine gemütliche Zeit mit den anderen Overlandern und tauschen viele Geschichten aus. Einige Leute kannten wir bereits und viele neue dürfen wir kennenlernen. Am Abend sitzen wir im grossen Kreis auf unseren Campingstühlen am Strand, trinken Bier und geniessen die Zeit. Alle Reisenden, die wir treffen, welche selber einen Blog schreiben, listen wir übrigens immer in unserer Rubrik Links auf.
Nach der Abschiedstour bei allen Overlandern fahren wir zum nahen Fährhafen Pichilingue. Bei der Inspektion am Hafeneingang muss Sergio aussteigen und auf einen Knopf drücken. Nach dem Zufallsprinzip erscheint grün (man darf passieren) oder rot (das Fahrzeug wird durchsucht). Bei uns erscheint grün. Nadine muss beim Passagierterminal aussteigen und zu Fuss auf die Fähre. Sergio reiht sich neben den Lastwagen ein und ist schon bald mit Rhino auch auf der Fähre. Wir legen mexikanisch pünktlich um 14:30 Uhr ab. Die Überfahrt ist ruhig und wir geniessen einen tollen Sonnenuntergang im Meer. Alle anderen Passagiere sitzen drin und schauen Fern. Nach genau 6 Stunden kommen wir in Topolobambo an. Als Nadine im Hafen bei Rhino zusteigt, hat sie schon einen Übernachtungsplatz organisiert. Ein netter Hafenmitarbeiter fährt mit einem Quad voraus und weist uns ein. Nach einem kurzen Schwatz mit seinem Chef ist alles geklärt. Wir dürfen hier gratis übernachten und müssen einfach morgen um 06.00 Uhr früh weg sein, bevor der Hafenbetrieb los geht. Wir stehen im abgesperrten Hafengelände sicher und hören noch lange zu, wie die Lastwagen von der Fähre fahren und dann die neuen Lastwagen wieder reinfahren.
Nun haben wir also das mexikanische Festland erreicht. Nach den erholsamen Tagen auf der Baja haben wir jetzt wieder richtig Lust zu reisen und neues zu erleben. Wir halten euch auf dem Laufenden!
publiziert am 15.12.2016